Läufigkeit

Die erste Hitze verlief problematisch. Ich blutete sehr stark. Nachts war ich sehr unruhig, hechelte stark, hatte großen Durst und habe natürlich viel getrunken. Ich weckte laufend mein Frauchen und die dachte wohl, dass ich nur zu Moritz wollte. Aber am nächsten Morgen sah sie die Bescherung. Meine Blase war von dem vielen trinken voll und ich konnte es einfach nicht mehr einhalten und hatte mich im Schlafzimmer gelöst. In Zukunft wusste nun mein Frauchen, warum ich sie nachts wecken musste. Na ja, das musste sie erst noch lernen. Während der Läufigkeit war ich immer sehr durstig, so dass sowieso für uns beide immer ein Eimer mit Wasser bereit standen. Ein Napf voll Wasser hätte nicht ausgereicht.

 

Während meiner Läufigkeit waren meine Leute ziemlich genervt. Moritz veranstaltete unten im Haus Heulkonzerte, während ich im Schlafzimmer hoffte, dass irgendeiner mal nicht aufpasst und ich schnell nach unten zu Moritz huschen könnte. Moritz konnte heulen wie ein Wolf mit erhobenem Kopf und jedes Mal stieß er mit dem Kopf gegen die Glastür, an der er lag und es gab einen lauten Rumms. Meine Leute hatten schlaflose Nächte, hätten sie ihn kastrieren lassen, wären die Nächte ruhiger gewesen.

Während meiner Läufigkeit hatte ich das Bedürfnis, auf der Couch zu liegen, man muss ja etwas zum kuscheln haben. Aus dem Badezimmer besorgte ich mir einige Utensilien, die ich immer benötigte. Halt alles was eine Dame so braucht in den heißen Tagen. Ich konnte das Toilettenpapier aufrollen, Papiertaschentücher zerreißen und die Hygienebinden zerfetzen. All diese Dinge habe ich schön verteilt im Haus, damit ich alles griff- nein schnauzenbereit hatte.

 

 

Mein Frauchen sagte in solchen Situationen mal wieder zu mir, sei froh, dass du bei uns gelandet bist, Bei einer anderen Familie wärst du schon längst im Tierheim gelandet. Was meinte sie damit nur?

 

 

Mäusejagd

Ich kann nur sagen, dass ich so froh bin, bei meinem Papa Moritz aufgewachsen zu sein. Er hat mir alles gezeigt, was so ein kleiner Hovi-Welpe lernen und beachten muss im Leben. Er gab mir die nötige Sicherheit, die ich brauchte, um eine erwachsene souveräne Hovawart-Hündin zu werden. Ich hatte ihn immer an meiner Seite und er brachte mir auch Dinge bei, wobei mein Frauchen immer sagte, dass hat Moritz noch nie gemacht.

Auf einem unser alltäglichen Abendspaziergänge kamen wir an der Stelle vorbei, wo eine vierspurige Schnellstraße gebaut wurde. Jede Menge Erdbewegungen waren nötig, um eine neue Trasse zu erstellen. Da war ein Erdhügel neben dem anderen und mit der Zeit hatten sich auch jede Menge Mäuse dort heimisch gefühlt.

Nun zeigte mein Papa mir an diesem Abend, wie man Mäuse fängt. Man weiß ja schließlich nicht, ob die Menschen uns immer Futter bereit stellen würden und in der Not könnten wir beide uns auf Mäusejagd begeben.

Gesagt, getan, Mauslöcher gab es genügend und so fing mein Papa an zu buddeln. Es dauerte nicht lange und die erste Maus kam aus ihrem Loch und im Nu war mein Papa hinter der Maus her, schnappte sie und es machte zwei Mal: Krach! Krach! Und die Maus war mausetot. Ich war eine aufmerksame Beobachterin und wollte das Hund-Maus-Spiel auch gleich nachmachen. Mein Frauchen war entsetzt und verscheuchte uns von dem Ort des Geschehens.

 

Urlaub in Ostfriesland

So hatte man wirklich manchmal den Eindruck, daß mein erfahrener Vater seiner Tochter einiges Lehren mußte. Bei einem Morgenspaziergang im Urlaub im schönen Ostfriesland gab er mir eine Lehrstunde im Maulwurfärgern. Der Maulwurf hatte nun das Pech von uns entdeckt zu werden, als er sich in einem kleinen Hof befand, der mit zwei gegenüberliegenden Mäuerchen abgegrenzt war, die der Maulwurf nicht überklettern konnte. Moritz sah diesen Maulwurf und trieb ihn mit seiner Nase auf eine Seite des Hofes. Der Maulwurf, in Panik gebracht, rannte nun zurück zur gegenüberliegenden Seite des Hofes. An der Mauer angelangt, machte er eine Kehrtwende und der Rüde mit der Schnauze hinterher. Da begriff ich das Spiel, das ich bisher aufmerksam nur beobachtet hatte, und begab mich zur gegenüberliegenden Hofseite. Nun begann das Spiel zwischen Hase und Igel, nur daß hier die Igel von zwei Hunden gespielt wurden und der arme Maulwurf mußte den Hasen spielen. Die beiden Hunde trieben nun den Maulwurf immer von einer Seite zur anderen, der arme Kerl hatte aber auch vollkommen die Orientierung verloren, denn er flüchtete immer nur hin und her. Die beiden Hunde hatten ihren ersichtlichen Spaß an diesem Spiel­zeug, das wie eine aufgezogene Spielzeugmaus ihren Weg nur in zwei Richtungen fortsetzte. Leider machte mein Frauchen Schluß mit diesem Treiben, da ihr der Maulwurf sehr leid tat und rief uns zu sich. Der Maulwurf kam mit dem Schrecken davon.

 

 

 

Ausstellung

Einmal wollten mein Herrchen und Frauchen mich auf einer Ausstellung zur Schau stellen. Ich lass mich doch nicht von fremden Leuten betatschen und befummeln. Nein, nicht mit mir. Herrchen sollte mit mir immer im Kreis laufen und dann wollte die Frau im Ring auch noch meine Zähne sehen. Die waren doch wunderschön, warum wollte sie meine Zähne auch noch ansehen. Ich schaute verzweifelt zu meinem Frauchen, das außerhalb des Rings die Szene beobachtete. Die Frau, die mich befummeln wollte, meinte dann, dass mein Frauchen mal zu mir kommen sollte. Ich hoffte, mein Frauchen würde mich wieder aus diesem blöden Ring holen. Aber nein, sie sagte auch, ich müsste jetzt mal mein Maul aufmachen. Na ja, dann habe ich denen allen mal meine wunderschönen Zähne gezeigt. Dann sollten wir noch mit den anderen Hunden nur im Kreis laufen. Ich fand das so entsetzlich. Warum konnten wir nicht alle ohne Leine miteinander herum toben und spielen, so wie wir es doch immer machten.

Ich wurde ganz traurig und weil ich so traurig war, hatte ich überhaupt keine Lust mehr, hier das Zirkuspferd zu spielen und meine Rute hing nur noch ganz schlapp herunter. Ich war so froh, als diese Zirkusvorstellung endlich zu Ende war. Danach war ich wieder die fröhliche Baska-Bergziege und konnte mein Temperament ausleben.

Frauchen versprach mir, dass wir nie mehr auf so eine Ausstellung gehen würden. Gott sei Dank, so ein Zirkuspferd wollte ich nicht sein. Ich hatte zwar ein vorzüglich bekommen, aber wenn ich nicht so traurig gewesen wäre, sagte mein Frauchen, hätte auch hinter dem vorzüglich noch eine Zahl stehen können und ich hätte vielleicht sogar noch die ganze Meute anführen können. Aber ich brauche kein V und keine Zahl, ich weiß doch selbst, dass ich eine sehr schöne Hündin bin. Besonders wurde mein kräftiger und knochenstarker Körperbau mit dem wunderschönen kräftigen Kopf gelobt, halt ein Hovawart-Dickkopf.

 

Dickkopf

Oftmals sagte mein Frauchen zu mir, du hast einen richtigen Hovawart-Dickkopf. Ja, wenn ich etwas nicht wollte, dann war es schwierig, mich umzustimmen. Erst versuchte ich es mit Zähnezeigen, aber leider half das nichts, damit konnte ich meine Leute nicht beeindrucken. Na gut, versuchte ich es anders herum. Ich warf mich auf den Rücken und stellte mich tot. Das konnte ich unheimlich gut und blieb dann oft minutenlang oder waren es Stunden - tot. Da mussten sich meine Leute dann schon etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um mich aus der Totenstellung wieder zu erwecken.

 

Zum Beispiel Radfahren mochte ich nicht. Mein Papa Moritz war ja begeistert davon, wenn es mit dem Rad los ging, aber ich hatte daran keinen Spaß. Wenn nun mein Frauchen das Rad aus der Garage holte, verschwand ich schnell wieder ins Haus. Frauchen rief nach mir, ich hatte mich aber im Keller unter der Kellertreppe in der hintersten Ecke versteckt und hoffte, dass mich hier keiner findet und die ohne mich losfahren.

Aber mein Frauchen war gnadenlos. Sie fand mich natürlich doch in meinem tollen Versteck. Sie rief mich heraus. Ich versuchte es erst einmal, sie mit Zähnezeigen zu beeindrucken. Leider wirkte das nicht. Mein Frauchen holte die Leine von oben, kam in mein Versteck, leinte mich an und ich musste mit Rad fahren. Na ja, so schlimm war es ja gar nicht.

 

Angsthase

Eigentlich hatte ich vor nichts und niemanden Angst. Nur vor Whiskey. Whiskey war ein altdeutscher Schäferhund und wohnte in der Nähe. Er hat mir eigentlich nie etwas getan und trotzdem fürchtete ich mich vor ihm. Wenn wir im Feld eine Runde drehen wollten und Whiskey mir über den Weg lief, machte ich einen Satz und kehrte so schnell ich konnte um und rannte um mein Leben. Das erste Mal, als das passierte, bekam Herrchen einen riesengroßen Schreck, als ich im Eiltempo davon sauste. In Erwartung, dass mein Herrchen mir folgt, saß ich ganz verängstigt vor der Haustür.

Einmal hatte ich mich in der Abenddämmerung vor einem aufgestapelten Reifenhaufen gefürchtet. Der sah aus wie ein großes Untier. Als jedoch mein Papa Moritz ganz unbekümmert und gelassen vorbei ging, war ich auch beruhigt, dass dieser dunkle große Reifenstapel vollkommen harmlos war.

 

Jagdlust

Bei einem unserer täglichen Spaziergänge in den nahegelegenen Schlosspark hielten wir an der davor liegenden Straße an, um den Verkehr passieren zu lassen. Als die Straße frei war, bekamen wir das Kommando zum Überqueren. Ich rannte los und hatte so viel Schwung , dass ich die angrenzende über zwei Meter hohe Schlossmauer übersprang. Nun war ich hinter der Mauer verschwunden. Meine Leute waren schon etwas entsetzt und gingen an der Mauer entlang, um an dem bald folgenden großen Tor mich zu rufen. Ich hatte aber schon längst eine Möglichkeit gefunden, wieder zurück zu springen und plötzlich tauchte ich wieder wohl behalten auf. Nun konnte ich im Schlosspark meiner großen Leidenschaft nachgehen, um Kaninchen zu jagen. Da hatte ich viel Spaß. Überall saßen die Kaninchen und warteten auf mich. Dann fingen sie an zu rennen und ich hinterher. Aber gefangen habe ich sie nie, das wäre ja auch blöd gewesen, wenn ich jedes Mal ein Kaninchen gefangen hätte. Da wären ja bald keine mehr da gewesen und ich hätte mit denen nicht mehr fangen spielen können.

 

Lebensgefahr

Eines Tages haben alle um mein Leben gebangt. Ich hatte bei den Eltern von meinem Herrchen etwas Fressbares gefunden. Aber leider ist mir das nicht bekommen. Mir war hundeübel, ich spukte Schleim und hinten kam es heraus wie Wasser. Ein sofortiger Anruf beim Tierarzt, der zum Glück auch außerhalb der Sprechstunde ans Telefon ging, rettete mir das Leben.

Da noch niemand wusste, was ich gefressen hatte, versuchten alle im Telefonkontakt heraus zu finden, was ich wohl gefressen hätte. Es konnte nur das Schneckengift sein, das ich in der Garage gefunden hatte. Der Tierarzt spritzte das entsprechende Medikament und er sagte, dass jetzt nur die Zeit über mein Fortleben eine Entscheidung bringen könnte.

Nach einigen bangen Stunden erlöste alle die gute Nachricht, dass ich es überlebt hatte. Nachdem ich aus dem Koma erwachte, ließ ich keinen an mich heran. Erst mein Herrchen konnte mich beruhigen und glücklich wieder mit nach Hause nehmen.

 

Ein anderes Mal bangte meine Familie wieder um meine Gesundheit.

Irgendwie war mir übel in der Nacht geworden und ich suchte nach etwas Fressbarem, damit ich meinen Magen entleeren konnte. Leider fand ich nur den Philodendron, der im Wohnzimmer stand. Meine Leute hatten ihn von dem Vormieter übernommen und wollten ihn schon längst entsorgt haben, da sie wussten, dass solch eine Pflanze für Hunde und Katzen giftig ist. Dabei hatten sie aber in erster Linie an unseren Mitbewohner, das Katerchen gedacht und nicht, dass ich eines Tages mich an dem Gewächs vergreifen könnte. Die Vergiftungserscheinungen sind starker Speichelfluss, Erbrechen, Durchfall, Zittern, Unruhe. Bei Katzen kann es zu einer Schädigung der Nieren kommen.

Als Frauchen am nächsten Morgen das Wohnzimmer betrat und die Terrassentür öffnete, fiel ihr sofort der kahlgefressene Philodendron auf. Alle Blätter waren verschwunden. Es gab helle Aufregung. Oh je, das konnte doch nicht wahr sein. Man vermutete, dass ich der Übeltäter war. Nun stand ich ständig unter Beobachtung, ob ich irgendwelche Vergiftungserscheinungen zeigte. Aber mir ging es blendend. Ich musste mich weder übergeben noch bekam ich Durchfall. Ich habe das Grünzeug wieder ganz normal entsorgt und meine Übelkeit war verschwunden. Mein Frauchen sagte, da hast du mal wieder einen Schutzengel gehabt. Und die Überreste der Pflanzen landeten nun endgültig im Mülleimer.

 

Hovawart-Wanderungen

Auf unseren vielen Hovawart-Wanderungen war ich es, die das ganze Rudel kontrollierte. Wenn mal ein Junghund ausbrach, bekam er gleich eine erzieherische Lektion von mir erteilt. Nur einmal war eine Hovawart-Hündin bei einer Wanderung die dominantere. Mein Frauchen befürchtete schon eine Keilerei, da die andere Hündin direkt ihre Rangordnung deutlich machen wollte. Dann griff die Hündin mich an. Ich hatte überhaupt keine Lust, die starke Baska zu spielen. Nein, ich schmiss mich auf den Rücken und nahm sofort die Totenstellung ein. Die Rangordnung war geklärt und ich hatte überhaupt kein Problem damit, einer anderen Hündin die Führung zu überlassen.

 

Beren – meine beste Freundin

Als ich zwei Jahre alt war, erfuhren meine Leute, dass ganz in der Nähe eine blonde Hovawart-Hündin eingezogen war. Es wurde telefonisch Kontakt aufgenommen und gleich ein Treffen vereinbart. Als Moritz und ich im großen Garten ankamen, sollte der erste Kontakt mit Beren im Garten stattfinden. Aber das Frauchen von Beren wollte, dass wir durch das Haus gehen. Sie war wohl sehr unerfahren. Moritz und ich sind natürlich durch das Haus gestürmt und Beren hatte große Angst vor uns. Jedoch konnte sie schnell einschätzen, dass wir ihr gut gesonnen waren und wir wurden die besten Freundinnen. Sie war übrigens mit mir verwandt und unsere Großcousine. Wir spielten immer sehr gerne miteinander. Nur wenn es etwas zum Fressen gab, da hatte ich das sagen.

 

Die Leute von Beren und meine Leute organisierten eine Hovawart-Wanderung. Es meldeten sich 72 Zwei- und 32 Vierbeiner an, um mit uns gemeinsam durch den Westerwald zu wandern. Nur beim Treffen auf dem Parkplatz gab es leider eine kleine Beißerei, weil sich die Menschen nicht an die Abmachungen hielten, die wir getroffen hatten. Es sollten sich alle von ihren Autos entfernen, denn so mancher Hovi muss ja sein Auto bewachen. Da hatte einer dem anderen ins Ohr gebissen. Zum Glück war ja auch unser Tierarzt dabei. Da das Ohr doch ziemlich blutete, empfahl er einen Kollegen aufzusuchen. Schade, der konnte nun nicht mit uns wandern. Ansonsten lief die Wanderung sehr friedlich ab. Alle Hunde durften ohne Leine laufen, bis auf drei Hunde.

Auf dem Parkplatz hörte ich auf einmal meine Freunde Beren schreien. Blitzschnell erkannte ich ihr Bellen und rannte flugs zu ihr, um sie zu beschützen. Es war aber nichts passiert. Ein anderer Hund hatte sie etwas attackiert. Obwohl meine Freundin Beren viel größer war als ich, beschützte ich sie immer.

Die Wanderung verlief zuerst über große Wiesen. An einem kühlen Bach konnten wir unseren Durst stillen. Dann kamen wir zu einem Hochwald und es ging nur bergauf. Plötzlich stellten wir fest, dass drei Menschen und zwei Hunde sich nicht mehr bei uns befanden. Sie waren am Ende unserer langen Menschenschlange gegangen. Nun mussten mein Frauchen und ich sie suchen. Es war nämlich Pamela, die Schwiegermutter, Michaela und die beiden Hunde Boris und Dakita. Wir gingen bis zu der Stelle zurück, wo sie zuletzt gesehen wurden. Einige Nebenwege wurden abgesucht. Nichts. Mein Frauchen bekam schon etwas Panik. Nun überlegte sie, was zu tun wäre. Sie ging dann wieder die geplante Wanderroute zu unserem geplanten Ziel, eine alte Mühle, wo das Mittagessen eingenommen werden sollte. Da wartete nämlich der Freund von Michaela. Er war Forstarbeiter und hatte ein geländegängiges Auto dabei. Nun hatte mein Frauchen die Idee, dass wir mit dem Auto die ganze Strecke nochmals abfahren könnten. Als wir an der Mühle ankamen, konnte die Wandergruppe das Mittagessen einnehmen. Wir Hunde durften draußen uns im Schatten ausruhen, nachdem wir ausgiebig im kühlen Bach uns erfrischt hatten. So fuhren mein Frauchen und der Freund die Strecke quer durch den Wald ab, aber die Vermissten blieben unentdeckt. Als wir wieder an der Mühle ankamen, saßen die drei beim Mittagessen. Sie hatten einfach eine Abkürzung genommen.

 

Nachdem alle gestärkt und ausgeruht waren, ging es wieder auf einer anderen Strecke, immer am kühlen Bach entlang Richtung Parkplatz. Plötzlich brach Mauro aus dem Rudel aus und war einen Hang durch den Wald verschwunden. Alles Rufen half nichts. Einige Menschen blieben an der Stelle stehen, wo Mauro weggelaufen war, ein anderer Teil ihm direkt hinterher.

Mauro war weg. Es war natürlich eine große Aufregung. Nach gefühlten drei Stunden stand er plötzlich wieder auf unserem geplanten Weg mit einem Gesichtsausdruck, als wollte er sagen, wo bleibt ihr denn, ich warte schon ewig hier auf euch.

 

Klauen oder Essensbevorratung

Man sagte mir immer nach, ich sei verfressen. Natürlich nutzte ich jede Gelegenheit zum Essensbevorraten, man weiß ja nie, ob man am nächsten Tag noch etwas zum Fressen bekommt. Vielleicht wurde vergessen, die Küchentür zu schließen oder ich hatte Glück, sie selbst zu öffnen. Hatte ich doch vorher schon den leckeren Duft von frisch gebackenem Zwetschenkuchen in der Nase. Und als meine Leute mal außer Haus gingen, entdeckte ich in der Küche zwei große Bleche mit Zwetschenkuchen. Als Herrchen und Frauchen nach einem kurzen Einkauf nach Hause kamen, fanden sie überall im Haus verteilt merkwürdige Haufen von einem Zwetschen-Kuchen-Gemisch. Ich hatte mir natürlich, weil ich nicht alles auf einmal fressen konnte, überall Reservehäufchen angelegt.

 

Einmal entdeckte ich, als Moritz und ich alleine zu Hause waren, eine große Tüte mit Brötchen. Das war ein großartiger Fund. Ich musste mir wieder Notversorgung anlegen und war damit beschäftigt, überall tolle Verstecke zu finden. Einige Brötchen versteckte ich zwischen den Schallplatten, im Bücherregal, im Schrank. überall verteilte ich meine Vorräte und fand ganz sichere Verstecke. Aber die Menschen sind gemein, sie haben meine tollen Verstecke gefunden und alle Vorräte eingesammelt.

 

Wenn mein Herrchen und ich gemeinsam Joggen gingen, hatte er immer für mich Leckerchen in seinen Taschen bereit. Manchmal waren noch Reste übrig. Das wusste ich genau, weil er nicht alles an mich verfüttert hatte. Also musste ich die mir später holen. Wenn ich nun nicht mit der Schnauze in die Taschenöffnung kam, versuchte ich halt irgendwie an die Sachen heranzukommen. So musste ich mich durch den Stoff durchbeißen, bis ich endlich an die Leckerchen dran kam. So waren die Taschen sämtlicher Laufkleidung meines Herrchens mit Löchern versehen.

 

Durch meinen Vater Moritz hatte ich viel gelernt und habe dadurch die Sicherheit erlangt, ein souveränes und sozialverträgliches Hovi-Mädel zu sein.

 

Sonntags morgens durfte ich mein Herrchen wecken, der immer etwas länger schlief als der Rest der Familie. Wenn die Zeit schon etwas vorgerückt war und mein Frauchen sagte, Baska, geh mal Herrchen wecken, schoss ich die Treppe nach oben. Mein Frauchen öffnete die Schlafzimmertür und ich machte einen Satz auf das Bett von Herrchen und kringelte mich um seinen Kopf, um ihn mit meinem langen Waschlappen zu wecken. Das war sehr erfolgreich, denn danach war er wach und wir konnten endlich wandern gehen.

 

Wasser-Freuden

Als ich noch sehr klein war, hatte ich zuerst noch etwas Vorsicht walten lassen, als wir zum ersten Mal an einem See einen Ausflug unternahmen. Ich traute mich nicht, ins tiefere Wasser zu gehen und planschte nur mit den Füßen im seichten Wasser, obwohl Moritz es mir vormachte, wie man schwimmt.

Durch einen kleinen Schubs entdeckte ich, wie toll es ist, wenn das Wasser einen trägt. Von da an konnte ich gar nicht mehr genug bekommen, um ins Wasser zu gehen. Selbst im kalten Winter scheute ich mich nicht, ein kühles Bad zu nehmen. Ich sprang jedes Mal, wenn wir an ein Gewässer kamen mit einem großen Satz in das Gewässer. Besondere Freude machte mir der Sprung von einem hohen Bootssteg ins kühle Nass zu springen. Hier im Westerwald gibt es überall noch kleine klare Bäche, in denen man sich herrlich erfrischen kann. So waren auch die Ausflüge im heißesten Sommer erträglich, da die Wege meistens an einem Bach entlang führten.

 

Heldentat

Manchmal bin ich ja zu etwas nützlich, ich habe nämlich erfolgreich einen Verbrecher bewacht. Auf unserer Abendrunde mit Herrchen entdeckten wir einen Mann, der sich auf der nachbarschaftlichen Garage duckte. Mein Herrchen ahnte direkt etwas Ungutes und gab uns das Kommando, vor der Garage Platz zu machen, um den Täter zu bewachen. Er wollte die Polizei informieren. Wir hielten Wache, bis die Polizei eintraf. In dem Moment passierte die Nachbarin den Weg, da sie sich auf dem Heimweg von ihrer Gaststätte befand. Sie erkannte den Täter als ihren letzten Gast. Die Polizei nahm ihn fest und konnte ein mitgeführtes Messer sicherstellen. Ein Geständnis des vermutlichen Täters erbrachte die gefahrvolle Situation. Er beabsichtigte, die Gastwirtin zu überfallen und sie ihrer Tageskasse zu berauben. So wurden mein Papa und ich die Beschützer unserer Nachbarin und bewahrten sie vor einem Überfall.

 

 

Verehrer

Als hübsche Hovawart-Hündin hat man natürlich jede Menge Verehrer. Zwei davon durfte ich mit aussuchen. Freunde meiner Familie hatten ihren Jimmy verloren, ein lieber Mischling. Da sie meinen Papa und mich schon lange ins Herz geschlossen hatten, beabsichtigten sie, einem Hovawart-Rüden ein neues Zuhause zu geben. Gemeinsam fuhr man zu einem Züchter, um Mauro auszusuchen. Gleichzeitig verliebten sich die Eltern von Josefine in eine Schwester von Mauro und so konnten bald zwei Welpen in eine neue Familie ziehen.

Mauro war mein bester Freund. Wir spielten oft miteinander und und die gemeinsamen Wanderungen waren immer ein Erlebnis. Mauro wurde ein sehr schöner typvoller Rüde, wenn wir gedurft hätten, wären wir ein tolles Paar geworden.

 

Dann war da noch Don. Auch ihn suchten wir gemeinsam aus. Don entwickelte sich zu einem großen, blonden Rüden, den ich auch sehr mochte.

 

 

Jaschi, war ein Schäferhund-Mix, der Hund der Schwester meines Frauchens. Auch Jaschi war ein toller Spielkamerad.

 

 

Sahara war vom Charakter etwas schwieriger. Sahara bekam seinen Namen nach der Wüste Sahara, da sein Fell die Farbe des Sandes der Sahara hatte. Sahara war ziemlich eifersüchtig und duldete nicht, dass ich von seinen Leuten gestreichelt wurde.

 

Charly. Unser Bauernhof-Hund. Charly war ein Schnauzer-Mischling und lebte auf dem nahe gelegenen Bauernhof. Charly war ein souveräner Rüde. Wenn er Lust hatte, zog er durch das Dorf und über die Felder und besuchte seine Freundinnen. Ansonsten saß er beim Bauern auf dem Traktor und kontrollierte von dort aus die Umgebung.

 

Dann war doch noch Fifi, ein kleiner, frecher Straßenkreuzer, der in der Nähe wohnte. Jedes Mal wenn ich läufig war, saß er vor unserer Haustür und wartete stundenlang, bis ich endlich raus kam. Da er auch noch überall sein Beinchen hob und auch noch das große Geschäft vor die Haustür setzte, war Frauchen ganz schön sauer und verscheuchte Fifi, aber ohne Erfolg. Jedes Mal, wenn wir die Haustür öffneten, saß Fifi davor.

 

Und dann gab es noch Boris. Ich verbrachte oft meine Zeit im Haus von den Eltern meines Herrchens, da meine Leute nebenan zu tun hatten. Ich war die Wächterin des Hauses. Eines Tages kam doch so ein frecher Eindringling ins Haus. Ich sagte dem erst einmal Bescheid, dass ich hier die Herrin bin. Leider durfte ich nach dieser Lektion nicht mehr in dieses Haus und das habe ich nie verstanden. Zuerst wurde ich immer ins Haus gelockt und dann kommt auf einmal so hergelaufener Beagle-Mischling daher und vertreibt mich.

Mein Papa war durchaus gastfreundlich auch gegenüber anderen Rüden, wenn man ihm gesagt hatte, daß der Besucherhund bei uns Aufenthaltsrecht hat.

So lange mein Papa noch da war, habe ich das auch akzeptiert, dass andere Hunde uns besuchten.

Seit dem ich nach dem Tod von Moritz die Alleinherrschaft im Hause übernommen hatte, war ich eiserner Verteidiger meines Reviers und ließ auch keinen anderen Hund in meinen Bereich betreten. Wenn mich meine Freunde zu Hause besuchten, machte ich allen erst einmal klar, wo mein Leckerchenschrank steht und den habe ich verteidigt. Alle haben das auch ganz schnell kapiert und trauten sich auch gar nicht in die Nähe des Schrankes.

 

Man konnte mir noch so gut zureden, ich kenne keine Gastfreundschaft. Und wenn ein anderer Hund doch mal ins Haus kommt, so hat er gefälligst sich nur im Flur aufzuhalten und soll es nur ja nicht wagen, einen Schritt zu weit zu gehen.

Don war wirklich auch mein bester Freund, den ich wirklich sonst sehr mochte und mit dem ich sehr gern spielte. Als Don ein paar Tage bei uns blieb, da seine Leute verreisten, verwies ich Don nur noch in einer Ecke des Hauses. Er verkrü­melte sich und wagte auch nicht, nur einen Schritt von seinem verwiesenen Plätzchen zu entfernen. Genauso geschah es mit Mauro und Jaschi. Das sind alles große kräftige Rüden gewesen, die mir an Körpergröße weitaus überlegen waren, aber in meinem Bereich hatten alle nichts zu melden.

 

Der zerbissene Zaun

In unserer Nachbarschaft wohnte Xenia, eine Hovawart-Hündin. Als sie starb, fuhren wir gemeinsam zu Züchtern nahe Heidelberg, um einen Welpen auszusuchen.

Da wir mit dem Auto von den Nachbarn fuhren, hatte mein Frauchen Bedenken, mich während des Aufenthaltes bei den Züchtern alleine in dem fremden Auto zu lassen. So wurde ich an dem Jägerzaun im Garten der Züchter angebunden. Als alle zurück kamen, trauten sie ihren Augen nicht. Ich hatte den Jägerzaun in mehrere Kleinteile zerlegt und ein riesengroßes Loch zierte den Zaun. Der Züchter meinte noch, dass er das eventuell so lassen würde und nur ein Schild daneben anbringen wollte mit dem Hinweis, Warnung vor dem Hunde.

Na ja, gut, dass ich versichert war und die Versicherung den Schaden regulierte.

 

 

Ein Hovawart - auch im Alter immer noch lernfähig

Man sagt ja dem Hovawart nach, daß er auch noch im fortgeschrittenen Alter lernfähig ist. Dies kann man auch sehr gut bei mir beobachten. Im Alter von etwa acht Jahren gab man mir ein rohes Ei, um es zu verzehren. Bis zu diesem Zeitpunkt bekamen wir nur aufgeschlagene Eier oder gekochte geschälte Eier - wohlweislich! Da ich mit allen neuen Dingen immer erst einmal sehr behutsam umgehe, habe ich das Ei erst vollkommen abgeleckt und es nach allen Seiten gedreht. Da nun die Schale sich durch das Lecken nicht öffnete, sollte ich in die Schale beißen. Ich bekam das Ei ins Maul gelegt und biß dann vorsichtig darauf. Sichtlich erfreut ob des leckeren Inhaltes schleckte ich das rohe Ei auf.

 

Einige Tage später, die Lehrstunde mit dem rohen Ei war schon bei meinem Frauchen wieder in Vergessenheit geraten, stand vom Einkauf ein Zehnerpack Eier auf dem Küchenschrank. Alle waren in die oberen Räume zum Aufräumen verschwunden. Unbeobachtet wägend machte ich mich auf meinen gewohnten Schnupper-Kontroll-Rundgang durch die Küche, denn es müssen ja alle Neuzugänge, seien es Lebensmittel oder andere neu gekauften Gegenstände begutachtet werden. Dabei entdeckte ich die Eierschachtel und der Geruch erinnerte mich stark an die Lehrstunde vor einigen Tagen mit dem rohen Ei.

 

Ich erinnerte mich an das ausgiebige Loben, daß das Frauchen nach der erfolgreichen Lehrstunde über mich ausgeschüttet hatte, und dachte, wenn ich jetzt zehn Eier zerbeiße und fresse, fällt das Lob noch größer aus. Als nun nach einiger Zeit mein Frauchen wieder die Treppe nach unten stieg wedelte ich außergewöhnlich freudig ihm entgegen. Als mein Frauchen die Küche betrat, sah sie die Bescherung. Von zehn Eiern lagen die Schalen zerkleinert in der Küche umher, die Eierschachtel war auch in kleinste Teile zerfetzt und überall klebten Eiweißreste. Schon wollte mein Frauchen ein Donnerwetter über mich ergehen lassen, da erinnerte sie wohl jedoch noch an die Lehrstunde vor einigen Tagen und dachte, dass sie mir nicht böse sein kann, denn sie hatte doch selbst es mir beigebracht, wie man rohe Eier öffnen und verzehren kann.

Fazit von der Geschichte: Seit diesem Ereignis haben sie die Eier immer für mich unzugänglich aufbewahrt. Die Menschen sind schon merkwürdig: Zuerst zeigen sie uns etwas und dann bringen wir es nutznießend an und schon ist es auch wieder verkehrt.

 

Daß der Hovawart einzeln gelernte Dinge auf andere Situationen übertragen kann, fasziniert immer wieder.

 

Genauso ereignete es sich einmal mit einer Hundekeksschachtel. Zu Weihnachten erhielt ich eine Packung Hundekekse geschenkt. Schön verpackt, durfte ich die Packung auf unser freundliches Ermuntern auspacken. Zuerst wollte ich gar nicht so recht ran, da ich das ja noch nie machen durfte. Man sprach mir gut zu und wenn ich einen Hundekeks essen wollte, müßte ich das Paket auch auspacken. Nun gab es kein Halten mehr bei mir und ich ging fachhundlich an das Zerreißen der Schachtel, um endlich an die begehrten Hundekuchen zu gelangen. Nachdem ich einige mir einverleibt hatte, es war ja Weihnachten, nahmen mir die Menschen die restlichen Kuchen wieder weg. Ich hätte noch ein paar mehr von den leckeren Keksen vertragen können. Nach einigen Tagen lagen bei uns von den guten Weihnachtsgaben einige Päckchen mit Plätzchen auf dem Eßtisch. Keiner dachte mehr daran, dass ich nun gelernt hatte, Keksschachteln zu zerreißen. Ich wusste ja bisher, dass ich vom Eßtisch nichts nehmen durfte. In einem unbeobachteten Moment hatte ich mir mehrere Schachteln Kekse vom Tisch geholt, fachhundlich zerrissen und den köstlichen Inhalt einverleibt. Auch hier mußten meine Leute wiederum erfahren, wie der Hovawart doch immer wieder neue Dinge hinzulernen und sie auf andere Situationen anwenden kann.

 

 

 

Läufigkeit

Die erste Hitze verlief problematisch. Ich blutete sehr stark. Nachts war ich sehr unruhig, hechelte stark, hatte großen Durst und habe natürlich viel getrunken. Ich weckte laufend mein Frauchen und die dachte wohl, dass ich nur zu Moritz wollte. Aber am nächsten Morgen sah sie die Bescherung. Meine Blase war von dem vielen trinken voll und ich konnte es einfach nicht mehr einhalten und hatte mich im Schlafzimmer gelöst. In Zukunft wusste nun mein Frauchen, warum ich sie nachts wecken musste. Na ja, das musste sie erst noch lernen. Während der Läufigkeit war ich immer sehr durstig, so dass sowieso für uns beide immer ein Eimer mit Wasser bereit standen. Ein Napf voll Wasser hätte nicht ausgereicht.

 

Während meiner Läufigkeit waren meine Leute ziemlich genervt. Moritz veranstaltete unten im Haus Heulkonzerte, während ich im Schlafzimmer hoffte, dass irgendeiner mal nicht aufpasst und ich schnell nach unten zu Moritz huschen könnte. Moritz konnte heulen wie ein Wolf mit erhobenem Kopf und jedes Mal stieß er mit dem Kopf gegen die Glastür, an der er lag und es gab einen lauten Rumms. Meine Leute hatten schlaflose Nächte, hätten sie ihn kastrieren lassen, wären die Nächte ruhiger gewesen.

Während meiner Läufigkeit hatte ich das Bedürfnis, auf der Couch zu liegen, man muss ja etwas zum kuscheln haben. Aus dem Badezimmer besorgte ich mir einige Utensilien, die ich immer benötigte. Halt alles was eine Dame so braucht in den heißen Tagen. Ich konnte das Toilettenpapier aufrollen, Papiertaschentücher zerreißen und die Hygienebinden zerfetzen. All diese Dinge habe ich schön verteilt im Haus, damit ich alles griff- nein schnauzenbereit hatte.

 

 

Mein Frauchen sagte in solchen Situationen mal wieder zu mir, sei froh, dass du bei uns gelandet bist, Bei einer anderen Familie wärst du schon längst im Tierheim gelandet. Was meinte sie damit nur?

 

 

Mäusejagd

Ich kann nur sagen, dass ich so froh bin, bei meinem Papa Moritz aufgewachsen zu sein. Er hat mir alles gezeigt, was so ein kleiner Hovi-Welpe lernen und beachten muss im Leben. Er gab mir die nötige Sicherheit, die ich brauchte, um eine erwachsene souveräne Hovawart-Hündin zu werden. Ich hatte ihn immer an meiner Seite und er brachte mir auch Dinge bei, wobei mein Frauchen immer sagte, dass hat Moritz noch nie gemacht.

Auf einem unser alltäglichen Abendspaziergänge kamen wir an der Stelle vorbei, wo eine vierspurige Schnellstraße gebaut wurde. Jede Menge Erdbewegungen waren nötig, um eine neue Trasse zu erstellen. Da war ein Erdhügel neben dem anderen und mit der Zeit hatten sich auch jede Menge Mäuse dort heimisch gefühlt.

Nun zeigte mein Papa mir an diesem Abend, wie man Mäuse fängt. Man weiß ja schließlich nicht, ob die Menschen uns immer Futter bereit stellen würden und in der Not könnten wir beide uns auf Mäusejagd begeben.

Gesagt, getan, Mauslöcher gab es genügend und so fing mein Papa an zu buddeln. Es dauerte nicht lange und die erste Maus kam aus ihrem Loch und im Nu war mein Papa hinter der Maus her, schnappte sie und es machte zwei Mal: Krach! Krach! Und die Maus war mausetot. Ich war eine aufmerksame Beobachterin und wollte das Hund-Maus-Spiel auch gleich nachmachen. Mein Frauchen war entsetzt und verscheuchte uns von dem Ort des Geschehens.

 

Urlaub in Ostfriesland

So hatte man wirklich manchmal den Eindruck, daß mein erfahrener Vater seiner Tochter einiges Lehren mußte. Bei einem Morgenspaziergang im Urlaub im schönen Ostfriesland gab er mir eine Lehrstunde im Maulwurfärgern. Der Maulwurf hatte nun das Pech von uns entdeckt zu werden, als er sich in einem kleinen Hof befand, der mit zwei gegenüberliegenden Mäuerchen abgegrenzt war, die der Maulwurf nicht überklettern konnte. Moritz sah diesen Maulwurf und trieb ihn mit seiner Nase auf eine Seite des Hofes. Der Maulwurf, in Panik gebracht, rannte nun zurück zur gegenüberliegenden Seite des Hofes. An der Mauer angelangt, machte er eine Kehrtwende und der Rüde mit der Schnauze hinterher. Da begriff ich das Spiel, das ich bisher aufmerksam nur beobachtet hatte, und begab mich zur gegenüberliegenden Hofseite. Nun begann das Spiel zwischen Hase und Igel, nur daß hier die Igel von zwei Hunden gespielt wurden und der arme Maulwurf mußte den Hasen spielen. Die beiden Hunde trieben nun den Maulwurf immer von einer Seite zur anderen, der arme Kerl hatte aber auch vollkommen die Orientierung verloren, denn er flüchtete immer nur hin und her. Die beiden Hunde hatten ihren ersichtlichen Spaß an diesem Spiel­zeug, das wie eine aufgezogene Spielzeugmaus ihren Weg nur in zwei Richtungen fortsetzte. Leider machte mein Frauchen Schluß mit diesem Treiben, da ihr der Maulwurf sehr leid tat und rief uns zu sich. Der Maulwurf kam mit dem Schrecken davon.

 

 

 

Ausstellung

Einmal wollten mein Herrchen und Frauchen mich auf einer Ausstellung zur Schau stellen. Ich lass mich doch nicht von fremden Leuten betatschen und befummeln. Nein, nicht mit mir. Herrchen sollte mit mir immer im Kreis laufen und dann wollte die Frau im Ring auch noch meine Zähne sehen. Die waren doch wunderschön, warum wollte sie meine Zähne auch noch ansehen. Ich schaute verzweifelt zu meinem Frauchen, das außerhalb des Rings die Szene beobachtete. Die Frau, die mich befummeln wollte, meinte dann, dass mein Frauchen mal zu mir kommen sollte. Ich hoffte, mein Frauchen würde mich wieder aus diesem blöden Ring holen. Aber nein, sie sagte auch, ich müsste jetzt mal mein Maul aufmachen. Na ja, dann habe ich denen allen mal meine wunderschönen Zähne gezeigt. Dann sollten wir noch mit den anderen Hunden nur im Kreis laufen. Ich fand das so entsetzlich. Warum konnten wir nicht alle ohne Leine miteinander herum toben und spielen, so wie wir es doch immer machten.

Ich wurde ganz traurig und weil ich so traurig war, hatte ich überhaupt keine Lust mehr, hier das Zirkuspferd zu spielen und meine Rute hing nur noch ganz schlapp herunter. Ich war so froh, als diese Zirkusvorstellung endlich zu Ende war. Danach war ich wieder die fröhliche Baska-Bergziege und konnte mein Temperament ausleben.

Frauchen versprach mir, dass wir nie mehr auf so eine Ausstellung gehen würden. Gott sei Dank, so ein Zirkuspferd wollte ich nicht sein. Ich hatte zwar ein vorzüglich bekommen, aber wenn ich nicht so traurig gewesen wäre, sagte mein Frauchen, hätte auch hinter dem vorzüglich noch eine Zahl stehen können und ich hätte vielleicht sogar noch die ganze Meute anführen können. Aber ich brauche kein V und keine Zahl, ich weiß doch selbst, dass ich eine sehr schöne Hündin bin. Besonders wurde mein kräftiger und knochenstarker Körperbau mit dem wunderschönen kräftigen Kopf gelobt, halt ein Hovawart-Dickkopf.

 

Dickkopf

Oftmals sagte mein Frauchen zu mir, du hast einen richtigen Hovawart-Dickkopf. Ja, wenn ich etwas nicht wollte, dann war es schwierig, mich umzustimmen. Erst versuchte ich es mit Zähnezeigen, aber leider half das nichts, damit konnte ich meine Leute nicht beeindrucken. Na gut, versuchte ich es anders herum. Ich warf mich auf den Rücken und stellte mich tot. Das konnte ich unheimlich gut und blieb dann oft minutenlang oder waren es Stunden - tot. Da mussten sich meine Leute dann schon etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um mich aus der Totenstellung wieder zu erwecken.

 

Zum Beispiel Radfahren mochte ich nicht. Mein Papa Moritz war ja begeistert davon, wenn es mit dem Rad los ging, aber ich hatte daran keinen Spaß. Wenn nun mein Frauchen das Rad aus der Garage holte, verschwand ich schnell wieder ins Haus. Frauchen rief nach mir, ich hatte mich aber im Keller unter der Kellertreppe in der hintersten Ecke versteckt und hoffte, dass mich hier keiner findet und die ohne mich losfahren.

Aber mein Frauchen war gnadenlos. Sie fand mich natürlich doch in meinem tollen Versteck. Sie rief mich heraus. Ich versuchte es erst einmal, sie mit Zähnezeigen zu beeindrucken. Leider wirkte das nicht. Mein Frauchen holte die Leine von oben, kam in mein Versteck, leinte mich an und ich musste mit Rad fahren. Na ja, so schlimm war es ja gar nicht.

 

Angsthase

Eigentlich hatte ich vor nichts und niemanden Angst. Nur vor Whiskey. Whiskey war ein altdeutscher Schäferhund und wohnte in der Nähe. Er hat mir eigentlich nie etwas getan und trotzdem fürchtete ich mich vor ihm. Wenn wir im Feld eine Runde drehen wollten und Whiskey mir über den Weg lief, machte ich einen Satz und kehrte so schnell ich konnte um und rannte um mein Leben. Das erste Mal, als das passierte, bekam Herrchen einen riesengroßen Schreck, als ich im Eiltempo davon sauste. In Erwartung, dass mein Herrchen mir folgt, saß ich ganz verängstigt vor der Haustür.

Einmal hatte ich mich in der Abenddämmerung vor einem aufgestapelten Reifenhaufen gefürchtet. Der sah aus wie ein großes Untier. Als jedoch mein Papa Moritz ganz unbekümmert und gelassen vorbei ging, war ich auch beruhigt, dass dieser dunkle große Reifenstapel vollkommen harmlos war.

 

Jagdlust

Bei einem unserer täglichen Spaziergänge in den nahegelegenen Schlosspark hielten wir an der davor liegenden Straße an, um den Verkehr passieren zu lassen. Als die Straße frei war, bekamen wir das Kommando zum Überqueren. Ich rannte los und hatte so viel Schwung , dass ich die angrenzende über zwei Meter hohe Schlossmauer übersprang. Nun war ich hinter der Mauer verschwunden. Meine Leute waren schon etwas entsetzt und gingen an der Mauer entlang, um an dem bald folgenden großen Tor mich zu rufen. Ich hatte aber schon längst eine Möglichkeit gefunden, wieder zurück zu springen und plötzlich tauchte ich wieder wohl behalten auf. Nun konnte ich im Schlosspark meiner großen Leidenschaft nachgehen, um Kaninchen zu jagen. Da hatte ich viel Spaß. Überall saßen die Kaninchen und warteten auf mich. Dann fingen sie an zu rennen und ich hinterher. Aber gefangen habe ich sie nie, das wäre ja auch blöd gewesen, wenn ich jedes Mal ein Kaninchen gefangen hätte. Da wären ja bald keine mehr da gewesen und ich hätte mit denen nicht mehr fangen spielen können.

 

Lebensgefahr

Eines Tages haben alle um mein Leben gebangt. Ich hatte bei den Eltern von meinem Herrchen etwas Fressbares gefunden. Aber leider ist mir das nicht bekommen. Mir war hundeübel, ich spukte Schleim und hinten kam es heraus wie Wasser. Ein sofortiger Anruf beim Tierarzt, der zum Glück auch außerhalb der Sprechstunde ans Telefon ging, rettete mir das Leben.

Da noch niemand wusste, was ich gefressen hatte, versuchten alle im Telefonkontakt heraus zu finden, was ich wohl gefressen hätte. Es konnte nur das Schneckengift sein, das ich in der Garage gefunden hatte. Der Tierarzt spritzte das entsprechende Medikament und er sagte, dass jetzt nur die Zeit über mein Fortleben eine Entscheidung bringen könnte.

Nach einigen bangen Stunden erlöste alle die gute Nachricht, dass ich es überlebt hatte. Nachdem ich aus dem Koma erwachte, ließ ich keinen an mich heran. Erst mein Herrchen konnte mich beruhigen und glücklich wieder mit nach Hause nehmen.

 

Ein anderes Mal bangte meine Familie wieder um meine Gesundheit.

Irgendwie war mir übel in der Nacht geworden und ich suchte nach etwas Fressbarem, damit ich meinen Magen entleeren konnte. Leider fand ich nur den Philodendron, der im Wohnzimmer stand. Meine Leute hatten ihn von dem Vormieter übernommen und wollten ihn schon längst entsorgt haben, da sie wussten, dass solch eine Pflanze für Hunde und Katzen giftig ist. Dabei hatten sie aber in erster Linie an unseren Mitbewohner, das Katerchen gedacht und nicht, dass ich eines Tages mich an dem Gewächs vergreifen könnte. Die Vergiftungserscheinungen sind starker Speichelfluss, Erbrechen, Durchfall, Zittern, Unruhe. Bei Katzen kann es zu einer Schädigung der Nieren kommen.

Als Frauchen am nächsten Morgen das Wohnzimmer betrat und die Terrassentür öffnete, fiel ihr sofort der kahlgefressene Philodendron auf. Alle Blätter waren verschwunden. Es gab helle Aufregung. Oh je, das konnte doch nicht wahr sein. Man vermutete, dass ich der Übeltäter war. Nun stand ich ständig unter Beobachtung, ob ich irgendwelche Vergiftungserscheinungen zeigte. Aber mir ging es blendend. Ich musste mich weder übergeben noch bekam ich Durchfall. Ich habe das Grünzeug wieder ganz normal entsorgt und meine Übelkeit war verschwunden. Mein Frauchen sagte, da hast du mal wieder einen Schutzengel gehabt. Und die Überreste der Pflanzen landeten nun endgültig im Mülleimer.

 

Hovawart-Wanderungen

Auf unseren vielen Hovawart-Wanderungen war ich es, die das ganze Rudel kontrollierte. Wenn mal ein Junghund ausbrach, bekam er gleich eine erzieherische Lektion von mir erteilt. Nur einmal war eine Hovawart-Hündin bei einer Wanderung die dominantere. Mein Frauchen befürchtete schon eine Keilerei, da die andere Hündin direkt ihre Rangordnung deutlich machen wollte. Dann griff die Hündin mich an. Ich hatte überhaupt keine Lust, die starke Baska zu spielen. Nein, ich schmiss mich auf den Rücken und nahm sofort die Totenstellung ein. Die Rangordnung war geklärt und ich hatte überhaupt kein Problem damit, einer anderen Hündin die Führung zu überlassen.

 

Beren – meine beste Freundin

Als ich zwei Jahre alt war, erfuhren meine Leute, dass ganz in der Nähe eine blonde Hovawart-Hündin eingezogen war. Es wurde telefonisch Kontakt aufgenommen und gleich ein Treffen vereinbart. Als Moritz und ich im großen Garten ankamen, sollte der erste Kontakt mit Beren im Garten stattfinden. Aber das Frauchen von Beren wollte, dass wir durch das Haus gehen. Sie war wohl sehr unerfahren. Moritz und ich sind natürlich durch das Haus gestürmt und Beren hatte große Angst vor uns. Jedoch konnte sie schnell einschätzen, dass wir ihr gut gesonnen waren und wir wurden die besten Freundinnen. Sie war übrigens mit mir verwandt und unsere Großcousine. Wir spielten immer sehr gerne miteinander. Nur wenn es etwas zum Fressen gab, da hatte ich das sagen.

 

Die Leute von Beren und meine Leute organisierten eine Hovawart-Wanderung. Es meldeten sich 72 Zwei- und 32 Vierbeiner an, um mit uns gemeinsam durch den Westerwald zu wandern. Nur beim Treffen auf dem Parkplatz gab es leider eine kleine Beißerei, weil sich die Menschen nicht an die Abmachungen hielten, die wir getroffen hatten. Es sollten sich alle von ihren Autos entfernen, denn so mancher Hovi muss ja sein Auto bewachen. Da hatte einer dem anderen ins Ohr gebissen. Zum Glück war ja auch unser Tierarzt dabei. Da das Ohr doch ziemlich blutete, empfahl er einen Kollegen aufzusuchen. Schade, der konnte nun nicht mit uns wandern. Ansonsten lief die Wanderung sehr friedlich ab. Alle Hunde durften ohne Leine laufen, bis auf drei Hunde.

Auf dem Parkplatz hörte ich auf einmal meine Freunde Beren schreien. Blitzschnell erkannte ich ihr Bellen und rannte flugs zu ihr, um sie zu beschützen. Es war aber nichts passiert. Ein anderer Hund hatte sie etwas attackiert. Obwohl meine Freundin Beren viel größer war als ich, beschützte ich sie immer.

Die Wanderung verlief zuerst über große Wiesen. An einem kühlen Bach konnten wir unseren Durst stillen. Dann kamen wir zu einem Hochwald und es ging nur bergauf. Plötzlich stellten wir fest, dass drei Menschen und zwei Hunde sich nicht mehr bei uns befanden. Sie waren am Ende unserer langen Menschenschlange gegangen. Nun mussten mein Frauchen und ich sie suchen. Es war nämlich Pamela, die Schwiegermutter, Michaela und die beiden Hunde Boris und Dakita. Wir gingen bis zu der Stelle zurück, wo sie zuletzt gesehen wurden. Einige Nebenwege wurden abgesucht. Nichts. Mein Frauchen bekam schon etwas Panik. Nun überlegte sie, was zu tun wäre. Sie ging dann wieder die geplante Wanderroute zu unserem geplanten Ziel, eine alte Mühle, wo das Mittagessen eingenommen werden sollte. Da wartete nämlich der Freund von Michaela. Er war Forstarbeiter und hatte ein geländegängiges Auto dabei. Nun hatte mein Frauchen die Idee, dass wir mit dem Auto die ganze Strecke nochmals abfahren könnten. Als wir an der Mühle ankamen, konnte die Wandergruppe das Mittagessen einnehmen. Wir Hunde durften draußen uns im Schatten ausruhen, nachdem wir ausgiebig im kühlen Bach uns erfrischt hatten. So fuhren mein Frauchen und der Freund die Strecke quer durch den Wald ab, aber die Vermissten blieben unentdeckt. Als wir wieder an der Mühle ankamen, saßen die drei beim Mittagessen. Sie hatten einfach eine Abkürzung genommen.

 

Nachdem alle gestärkt und ausgeruht waren, ging es wieder auf einer anderen Strecke, immer am kühlen Bach entlang Richtung Parkplatz. Plötzlich brach Mauro aus dem Rudel aus und war einen Hang durch den Wald verschwunden. Alles Rufen half nichts. Einige Menschen blieben an der Stelle stehen, wo Mauro weggelaufen war, ein anderer Teil ihm direkt hinterher.

Mauro war weg. Es war natürlich eine große Aufregung. Nach gefühlten drei Stunden stand er plötzlich wieder auf unserem geplanten Weg mit einem Gesichtsausdruck, als wollte er sagen, wo bleibt ihr denn, ich warte schon ewig hier auf euch.

 

Klauen oder Essensbevorratung

Man sagte mir immer nach, ich sei verfressen. Natürlich nutzte ich jede Gelegenheit zum Essensbevorraten, man weiß ja nie, ob man am nächsten Tag noch etwas zum Fressen bekommt. Vielleicht wurde vergessen, die Küchentür zu schließen oder ich hatte Glück, sie selbst zu öffnen. Hatte ich doch vorher schon den leckeren Duft von frisch gebackenem Zwetschenkuchen in der Nase. Und als meine Leute mal außer Haus gingen, entdeckte ich in der Küche zwei große Bleche mit Zwetschenkuchen. Als Herrchen und Frauchen nach einem kurzen Einkauf nach Hause kamen, fanden sie überall im Haus verteilt merkwürdige Haufen von einem Zwetschen-Kuchen-Gemisch. Ich hatte mir natürlich, weil ich nicht alles auf einmal fressen konnte, überall Reservehäufchen angelegt.

 

Einmal entdeckte ich, als Moritz und ich alleine zu Hause waren, eine große Tüte mit Brötchen. Das war ein großartiger Fund. Ich musste mir wieder Notversorgung anlegen und war damit beschäftigt, überall tolle Verstecke zu finden. Einige Brötchen versteckte ich zwischen den Schallplatten, im Bücherregal, im Schrank. überall verteilte ich meine Vorräte und fand ganz sichere Verstecke. Aber die Menschen sind gemein, sie haben meine tollen Verstecke gefunden und alle Vorräte eingesammelt.

 

Wenn mein Herrchen und ich gemeinsam Joggen gingen, hatte er immer für mich Leckerchen in seinen Taschen bereit. Manchmal waren noch Reste übrig. Das wusste ich genau, weil er nicht alles an mich verfüttert hatte. Also musste ich die mir später holen. Wenn ich nun nicht mit der Schnauze in die Taschenöffnung kam, versuchte ich halt irgendwie an die Sachen heranzukommen. So musste ich mich durch den Stoff durchbeißen, bis ich endlich an die Leckerchen dran kam. So waren die Taschen sämtlicher Laufkleidung meines Herrchens mit Löchern versehen.

 

Durch meinen Vater Moritz hatte ich viel gelernt und habe dadurch die Sicherheit erlangt, ein souveränes und sozialverträgliches Hovi-Mädel zu sein.

 

Sonntags morgens durfte ich mein Herrchen wecken, der immer etwas länger schlief als der Rest der Familie. Wenn die Zeit schon etwas vorgerückt war und mein Frauchen sagte, Baska, geh mal Herrchen wecken, schoss ich die Treppe nach oben. Mein Frauchen öffnete die Schlafzimmertür und ich machte einen Satz auf das Bett von Herrchen und kringelte mich um seinen Kopf, um ihn mit meinem langen Waschlappen zu wecken. Das war sehr erfolgreich, denn danach war er wach und wir konnten endlich wandern gehen.

 

Wasser-Freuden

Als ich noch sehr klein war, hatte ich zuerst noch etwas Vorsicht walten lassen, als wir zum ersten Mal an einem See einen Ausflug unternahmen. Ich traute mich nicht, ins tiefere Wasser zu gehen und planschte nur mit den Füßen im seichten Wasser, obwohl Moritz es mir vormachte, wie man schwimmt.

Durch einen kleinen Schubs entdeckte ich, wie toll es ist, wenn das Wasser einen trägt. Von da an konnte ich gar nicht mehr genug bekommen, um ins Wasser zu gehen. Selbst im kalten Winter scheute ich mich nicht, ein kühles Bad zu nehmen. Ich sprang jedes Mal, wenn wir an ein Gewässer kamen mit einem großen Satz in das Gewässer. Besondere Freude machte mir der Sprung von einem hohen Bootssteg ins kühle Nass zu springen. Hier im Westerwald gibt es überall noch kleine klare Bäche, in denen man sich herrlich erfrischen kann. So waren auch die Ausflüge im heißesten Sommer erträglich, da die Wege meistens an einem Bach entlang führten.

 

Heldentat

Manchmal bin ich ja zu etwas nützlich, ich habe nämlich erfolgreich einen Verbrecher bewacht. Auf unserer Abendrunde mit Herrchen entdeckten wir einen Mann, der sich auf der nachbarschaftlichen Garage duckte. Mein Herrchen ahnte direkt etwas Ungutes und gab uns das Kommando, vor der Garage Platz zu machen, um den Täter zu bewachen. Er wollte die Polizei informieren. Wir hielten Wache, bis die Polizei eintraf. In dem Moment passierte die Nachbarin den Weg, da sie sich auf dem Heimweg von ihrer Gaststätte befand. Sie erkannte den Täter als ihren letzten Gast. Die Polizei nahm ihn fest und konnte ein mitgeführtes Messer sicherstellen. Ein Geständnis des vermutlichen Täters erbrachte die gefahrvolle Situation. Er beabsichtigte, die Gastwirtin zu überfallen und sie ihrer Tageskasse zu berauben. So wurden mein Papa und ich die Beschützer unserer Nachbarin und bewahrten sie vor einem Überfall.

 

 

Verehrer

Als hübsche Hovawart-Hündin hat man natürlich jede Menge Verehrer. Zwei davon durfte ich mit aussuchen. Freunde meiner Familie hatten ihren Jimmy verloren, ein lieber Mischling. Da sie meinen Papa und mich schon lange ins Herz geschlossen hatten, beabsichtigten sie, einem Hovawart-Rüden ein neues Zuhause zu geben. Gemeinsam fuhr man zu einem Züchter, um Mauro auszusuchen. Gleichzeitig verliebten sich die Eltern von Josefine in eine Schwester von Mauro und so konnten bald zwei Welpen in eine neue Familie ziehen.

Mauro war mein bester Freund. Wir spielten oft miteinander und und die gemeinsamen Wanderungen waren immer ein Erlebnis. Mauro wurde ein sehr schöner typvoller Rüde, wenn wir gedurft hätten, wären wir ein tolles Paar geworden.

 

Dann war da noch Don. Auch ihn suchten wir gemeinsam aus. Don entwickelte sich zu einem großen, blonden Rüden, den ich auch sehr mochte.

 

 

Jaschi, war ein Schäferhund-Mix, der Hund der Schwester meines Frauchens. Auch Jaschi war ein toller Spielkamerad.

 

 

Sahara war vom Charakter etwas schwieriger. Sahara bekam seinen Namen nach der Wüste Sahara, da sein Fell die Farbe des Sandes der Sahara hatte. Sahara war ziemlich eifersüchtig und duldete nicht, dass ich von seinen Leuten gestreichelt wurde.

 

Charly. Unser Bauernhof-Hund. Charly war ein Schnauzer-Mischling und lebte auf dem nahe gelegenen Bauernhof. Charly war ein souveräner Rüde. Wenn er Lust hatte, zog er durch das Dorf und über die Felder und besuchte seine Freundinnen. Ansonsten saß er beim Bauern auf dem Traktor und kontrollierte von dort aus die Umgebung.

 

Dann war doch noch Fifi, ein kleiner, frecher Straßenkreuzer, der in der Nähe wohnte. Jedes Mal wenn ich läufig war, saß er vor unserer Haustür und wartete stundenlang, bis ich endlich raus kam. Da er auch noch überall sein Beinchen hob und auch noch das große Geschäft vor die Haustür setzte, war Frauchen ganz schön sauer und verscheuchte Fifi, aber ohne Erfolg. Jedes Mal, wenn wir die Haustür öffneten, saß Fifi davor.

 

Und dann gab es noch Boris. Ich verbrachte oft meine Zeit im Haus von den Eltern meines Herrchens, da meine Leute nebenan zu tun hatten. Ich war die Wächterin des Hauses. Eines Tages kam doch so ein frecher Eindringling ins Haus. Ich sagte dem erst einmal Bescheid, dass ich hier die Herrin bin. Leider durfte ich nach dieser Lektion nicht mehr in dieses Haus und das habe ich nie verstanden. Zuerst wurde ich immer ins Haus gelockt und dann kommt auf einmal so hergelaufener Beagle-Mischling daher und vertreibt mich.

Mein Papa war durchaus gastfreundlich auch gegenüber anderen Rüden, wenn man ihm gesagt hatte, daß der Besucherhund bei uns Aufenthaltsrecht hat.

So lange mein Papa noch da war, habe ich das auch akzeptiert, dass andere Hunde uns besuchten.

Seit dem ich nach dem Tod von Moritz die Alleinherrschaft im Hause übernommen hatte, war ich eiserner Verteidiger meines Reviers und ließ auch keinen anderen Hund in meinen Bereich betreten. Wenn mich meine Freunde zu Hause besuchten, machte ich allen erst einmal klar, wo mein Leckerchenschrank steht und den habe ich verteidigt. Alle haben das auch ganz schnell kapiert und trauten sich auch gar nicht in die Nähe des Schrankes.

 

Man konnte mir noch so gut zureden, ich kenne keine Gastfreundschaft. Und wenn ein anderer Hund doch mal ins Haus kommt, so hat er gefälligst sich nur im Flur aufzuhalten und soll es nur ja nicht wagen, einen Schritt zu weit zu gehen.

Don war wirklich auch mein bester Freund, den ich wirklich sonst sehr mochte und mit dem ich sehr gern spielte. Als Don ein paar Tage bei uns blieb, da seine Leute verreisten, verwies ich Don nur noch in einer Ecke des Hauses. Er verkrü­melte sich und wagte auch nicht, nur einen Schritt von seinem verwiesenen Plätzchen zu entfernen. Genauso geschah es mit Mauro und Jaschi. Das sind alles große kräftige Rüden gewesen, die mir an Körpergröße weitaus überlegen waren, aber in meinem Bereich hatten alle nichts zu melden.

 

Der zerbissene Zaun

In unserer Nachbarschaft wohnte Xenia, eine Hovawart-Hündin. Als sie starb, fuhren wir gemeinsam zu Züchtern nahe Heidelberg, um einen Welpen auszusuchen.

Da wir mit dem Auto von den Nachbarn fuhren, hatte mein Frauchen Bedenken, mich während des Aufenthaltes bei den Züchtern alleine in dem fremden Auto zu lassen. So wurde ich an dem Jägerzaun im Garten der Züchter angebunden. Als alle zurück kamen, trauten sie ihren Augen nicht. Ich hatte den Jägerzaun in mehrere Kleinteile zerlegt und ein riesengroßes Loch zierte den Zaun. Der Züchter meinte noch, dass er das eventuell so lassen würde und nur ein Schild daneben anbringen wollte mit dem Hinweis, Warnung vor dem Hunde.

Na ja, gut, dass ich versichert war und die Versicherung den Schaden regulierte.

 

 

Ein Hovawart - auch im Alter immer noch lernfähig

Man sagt ja dem Hovawart nach, daß er auch noch im fortgeschrittenen Alter lernfähig ist. Dies kann man auch sehr gut bei mir beobachten. Im Alter von etwa acht Jahren gab man mir ein rohes Ei, um es zu verzehren. Bis zu diesem Zeitpunkt bekamen wir nur aufgeschlagene Eier oder gekochte geschälte Eier - wohlweislich! Da ich mit allen neuen Dingen immer erst einmal sehr behutsam umgehe, habe ich das Ei erst vollkommen abgeleckt und es nach allen Seiten gedreht. Da nun die Schale sich durch das Lecken nicht öffnete, sollte ich in die Schale beißen. Ich bekam das Ei ins Maul gelegt und biß dann vorsichtig darauf. Sichtlich erfreut ob des leckeren Inhaltes schleckte ich das rohe Ei auf.

 

Einige Tage später, die Lehrstunde mit dem rohen Ei war schon bei meinem Frauchen wieder in Vergessenheit geraten, stand vom Einkauf ein Zehnerpack Eier auf dem Küchenschrank. Alle waren in die oberen Räume zum Aufräumen verschwunden. Unbeobachtet wägend machte ich mich auf meinen gewohnten Schnupper-Kontroll-Rundgang durch die Küche, denn es müssen ja alle Neuzugänge, seien es Lebensmittel oder andere neu gekauften Gegenstände begutachtet werden. Dabei entdeckte ich die Eierschachtel und der Geruch erinnerte mich stark an die Lehrstunde vor einigen Tagen mit dem rohen Ei.

 

Ich erinnerte mich an das ausgiebige Loben, daß das Frauchen nach der erfolgreichen Lehrstunde über mich ausgeschüttet hatte, und dachte, wenn ich jetzt zehn Eier zerbeiße und fresse, fällt das Lob noch größer aus. Als nun nach einiger Zeit mein Frauchen wieder die Treppe nach unten stieg wedelte ich außergewöhnlich freudig ihm entgegen. Als mein Frauchen die Küche betrat, sah sie die Bescherung. Von zehn Eiern lagen die Schalen zerkleinert in der Küche umher, die Eierschachtel war auch in kleinste Teile zerfetzt und überall klebten Eiweißreste. Schon wollte mein Frauchen ein Donnerwetter über mich ergehen lassen, da erinnerte sie wohl jedoch noch an die Lehrstunde vor einigen Tagen und dachte, dass sie mir nicht böse sein kann, denn sie hatte doch selbst es mir beigebracht, wie man rohe Eier öffnen und verzehren kann.

Fazit von der Geschichte: Seit diesem Ereignis haben sie die Eier immer für mich unzugänglich aufbewahrt. Die Menschen sind schon merkwürdig: Zuerst zeigen sie uns etwas und dann bringen wir es nutznießend an und schon ist es auch wieder verkehrt.

 

Daß der Hovawart einzeln gelernte Dinge auf andere Situationen übertragen kann, fasziniert immer wieder.

 

Genauso ereignete es sich einmal mit einer Hundekeksschachtel. Zu Weihnachten erhielt ich eine Packung Hundekekse geschenkt. Schön verpackt, durfte ich die Packung auf unser freundliches Ermuntern auspacken. Zuerst wollte ich gar nicht so recht ran, da ich das ja noch nie machen durfte. Man sprach mir gut zu und wenn ich einen Hundekeks essen wollte, müßte ich das Paket auch auspacken. Nun gab es kein Halten mehr bei mir und ich ging fachhundlich an das Zerreißen der Schachtel, um endlich an die begehrten Hundekuchen zu gelangen. Nachdem ich einige mir einverleibt hatte, es war ja Weihnachten, nahmen mir die Menschen die restlichen Kuchen wieder weg. Ich hätte noch ein paar mehr von den leckeren Keksen vertragen können. Nach einigen Tagen lagen bei uns von den guten Weihnachtsgaben einige Päckchen mit Plätzchen auf dem Eßtisch. Keiner dachte mehr daran, dass ich nun gelernt hatte, Keksschachteln zu zerreißen. Ich wusste ja bisher, dass ich vom Eßtisch nichts nehmen durfte. In einem unbeobachteten Moment hatte ich mir mehrere Schachteln Kekse vom Tisch geholt, fachhundlich zerrissen und den köstlichen Inhalt einverleibt. Auch hier mußten meine Leute wiederum erfahren, wie der Hovawart doch immer wieder neue Dinge hinzulernen und sie auf andere Situationen anwenden kann.