Baska von der Schildesche

Moritz und Baska 1987 in der Bretagne

Baska "schrieb" einen Brief an ihre Freunde zu Hause

Hundeurlaub in der Bretagne

 

Ich kann nur allen meinen Artgenossen empfehlen, einmal seinen Urlaub in der Bretagne zu verbringen.

Hier kann man sogar als Hund „wie Gott in Frankreich leben“.

Wir dürfen überall ohne Leine herumschnüffeln, wohin uns die besten Düfte gerade locken. An den weiten Sandstränden kann man herrlich toben. Auf den Felsen sind die tollsten Klettertouren möglich. Mein Frauchen sagt dann immer „Bergziege“ zu mir (muss wohl zutreffen!). Es ist auch immer etwas los am Strand. Man trifft sich dort. Alle Hunde sind freundlich und friedlich miteinander und bei den „Stöckchen-hol-und-bring-Spielen“ beteiligen sich alle Hunde, ohne irgendwelche Besitzansprüche für ein Stöckchen zu stellen. Die „Stöckchen“ sind nämlich Algen, die man auch noch auffressen kann und es gibt jede Menge davon. Angeblich soll ich davon auch ein wunderschönes glänzendes Fell bekommen.

 

Ich habe hier eine neue Freundin kennengelernt. Frauchen und Herrchen nennen sie "Hyäne". Wahrscheinlich sieht sie einer Hyäne ähnlich, aber das ist mir egal. Sie hat mir ein tolles neues Spiel beigebracht: Strandvögel jagen. Ich habe es direkt kapiert, wie es geht. Zu zweit hat es unheimlich viel Spaß gemacht. Nur waren die Vögel doch noch schlauer als wir. Sie sind nämlich immer über das Wasser geflogen, im Wasser konnten wir ja nicht so schnell rennen.

 

Beim „Stöckchen-hinterher-Schnelllaufen“ habe ich die Hyäne meistens gewinnen lassen, da mein Herrchen immer sagte: „Der arme Hund, irgendwie tut er mir leid.“ Warum er das sagte, weiß ich nicht, aber wahrscheinlich hat er nicht so viele Streicheleinheiten erhalten wie ich.

 

Hyäne sah nämlich sehr zottelig, verfilzt und verwahrlost aus. Aber sie war eine treue Seele. Jeden Abend, wenn wir unseren Abendstrandspaziergang machten, war Hyäne schon in Sicht. Sie begrüßte uns sofort, gab Herrchen immer Pfötchen und Küsschen. Sie begleitete uns so lange, bis wir sagten: „Hyäne, jetzt müssen wir nach Hause“. Schon blieb sie stehen und schaute uns nach, ihre Trophäen, wie Algenstöckchen oder gestrandete Bälle im Maul festhaltend. Natürlich bekam sie auch immer von meinen Leckerchen etwas ab.

 

Als wir Hyäne das erste Mal trafen, war sie überhaupt nicht nett zu mir. Wir gingen gerade an ihrem Hof, wo sie zu Hause war, vorbei, da kam sie zähnefletschend auf mich zu und sie dachte wohl, sie könnte mich dadurch beeindrucken und von ihrem Revier vertreiben. Dieses Gebaren störte mich aber überhaupt nicht, ich drehte ihr meine Kehrseite hin, so wie es mir mein Vater Moritz gelehrt hatte, und sie hörte auch bald mit ihrem Gekläffe auf. Mein Frauchen sagte: „Die sieht ja aus wie eine Hyäne!“ So kam sie zu ihrem Namen.

 

Am zweiten Abend des Urlaubs spielte ich gerade am Strand mit meinem kleinen französischen Freund, „de-la-Rue“, mit dem ich mich schon angefreundet hatte, als Hyäne plötzlich auftauchte. Sofort gab ich durch lautes Bellen meinem kleinen Rudel Kunde von dem Erscheinen des fremden Hundes. Das laute Melden muss sie sehr beeindruckt haben, denn sie war plötzlich ganz freundlich und friedfertig und ging mit uns ein Stück des Weges und fing an, mit mir zu spielen.

 

Eines Tages traf ich am Strand einen ganz süßen Riesenschnauzer. Er war so galant, dass ich mich sofort in ihn verliebte. Der ganze Strand gehörte uns alleine und wir konnten wunderbar miteinander herumtoben. Er war ein richtiger französischer Charmeur, daher ließ ich ihn auch gewähren. Er durfte mich sogar besteigen, was ich bisher keinem anderen Rüden gestattete, zumal ich nicht läufig war. Leider musste ich ihn verlassen, da mein Rudel nach Hause wollte. Ich hoffte, ihn wieder zu treffen, aber er war nicht mehr aufzufinden.

 

Als wir einmal eine kleine Fischerstadt besichtigten – es war zuerst ziemlich langweilig für mich – muss sich wohl unter meinen Artgenossen ein Stadtgespräch wie ein Lauffeuer ausgebreitet haben. Ich war plötzlich die Nummer Eins in der kleinen Fischerstadt. Aus jeder kleinen Gasse tauchte ein anderer Rüde auf, laufend war ein Neuer hinter mir her. Jeder Rüde hatte sein Revier und jedes Mal, wenn die Reviergrenze des anderen Rüden begann, hatte man den Eindruck, dass die Rüden sich untereinander wie durch Absprache die wichtige Aufgabe, nämlich mich zu belästigen, zuspielten. So stolzierte ich durch die kleinen engen Gassen der alten bretonischen Fischerstadt, den Schwanz steil aufgerichtet, mit vielen Rüden im Schlepptau. Die kuriosesten Mischungen aus allen französischen Rassen konnte man da kennen lernen. Ich muss schon sagen, dass ich mich sehr geschmeichelt gefühlt habe, ich glaube, die haben wohl noch nie so eine schöne Hovawart-Hündin wie mich gesehen.

 

Viele Grüße aus der Bretagne sendet Eure Baska von der Schildesche

 

Ein Hund oder zwei Hunde?

 

Als der letzte Deckakt unseres achtjährigen Rüden ....und die Hündin aufgenommen hatte, wurden in uns Gedanken wach, von dem letzten Wurf einen Welpen zu behalten. Meldungen von verstorbenen Hunden, die in Moritz Alter waren, verstärkten unser Vorhaben. Eigentlich hatte ich mir schon immer zwei Hunde gewünscht. Der Wunschgedanken nahm bald reelle Formen, denn wir hatten ein geeignetes Haus mit Garten gefunden, in dem zwei Hunde gut gehalten werden können.

 

Dem Anruf der Züchterin mit einer erfolgreichen Wurfmeldung, wurde entgegen gefiebert, denn es sollte eine schwarzmarkene Hündin sein. Wir hatten Glück. Obwohl es keine leichte Geburt war, waren alle neun Welpen munter und wohlauf.

 

Die nächste Gelegenheit wurde genutzt, um den prachtvollen Wurf zu begutachten. Die Züchterin hatte für uns schon unsere Baska ausgesucht, und just gerade sie kam als erste auf mich zu, um mich zu begrüßen. Leider war es uns wegen der Entfernung und aus beruflichen Gründen nicht möglich, öfters die Welpen zu besuchen.

 

Als wir unseren Welpen abholten, kam er zunächst in das Hundeabteil unseres Kombis. Baska schien das Autofahren aber gar nich zu gefallen, sie war sehr unruhig und jammerte ununterbrochen vor sich hin. Sie ließ ihren Vater nicht seinen verdienten Mittagsschlaf halten. Auch als ich sie nach vorne zu mir auf den Schoß nahm, gab sie keine Ruhe. Sie bäumte sich auf und hielt keine Ruhe. Nach einer fünfstündigen Fahrt mit mehreren Pausen, waren wir froh, endlich zu Hause angelangt zu sein. Aber dann kam eine neue Überraschung. Baska sträubte sich, das Haus zu betreten. Die drei Stufen vor dem Haus schienen ihr ein sehr großes Hindernis zu sein und überhaupt, schien zu sagen, was soll sie hier?

 

Das war für uns alles so neu. Wo doch unser Rüde ganz anders reagiert hatte, als wir ihn zu uns geholt hatte. Auf der Fahrt im Auto schlief er seelenruhig auf dem Schoß unserer Tochter. Zu Hause angekommen, stürmte er die paar Treppen ins Haus, machte direkt eine Totalinspektion durch das Haus, das heißt er schnüffelte das ganze Haus ab, danach suchte er sich einen Platz im Wohnzimmer, legte sich genüßlich hin und harrte der Dinge, die da kamen.

 

Der Rüde hatte seinen Nach­wuchs tadellos erzogen, wir hatten kaum Erziehungsarbeit zu leisten, das meiste hat uns unser Moritz abgenommen. Die ersten Tage und Wochen war er mit unserem Zuwachs sehr auf Abstand bedacht und zeigte immer durch leichtes Knurren, daß er hier wohl der Herr im Hause ist und sie ihm wohl nicht zu nahe kommen solle. Doch die kleine quirlige Baska ließ nicht locker und mußte immer wieder in das Fell von unserem Rüden beißen und knabbern. Da sie in ihrem Tun eine solche Ausdauer an den Tag legte und sie ihm immer wieder die Lefzen leckte und in die Öhrchen knab­berte, war es eines Tages mit der Würde des Alten vorüber. Der große erfahrene Hund legte sich auf den Rücken und der kleine Quirl von Welpe lag auf ihm und knabberte mit Wohlgenuß ihm das dicke Fell. Von da an war der Bann gebrochen und es war sein Welpe. Es passierte nun oft beim Gassigehen, daß beim Heraustreten aus dem Haus der kleine Welpe vor lauter Freude an dem Rüden hochsprang und sich im Fell festbiß und dadurch den Kontakt zum Boden verlor. Der kleine Hund hing also regelrecht an der Wamme seines Vaters und ließ sich spazieren tragen. So kam es oft zu einem Erstaunen bei den Passanten, wenn dieses seltsame Gespann mit uns unsere Einkäufe erledigte.

 

Ein Hund verhält sich anders als mit zwei oder mehreren Hunden in der Familie.

Unser achtjähriger Rüde zeigte Ver­haltensweisen, die man an ihm bis dahin nicht kannte. Zum Beispiel fing er an, sich für Mäuse zu interessieren, die er bis dahin völlig ignorierte. Bis auf eine Fährtenhund­prü­fung: Das Fährtengelände war durchsiebt mit Mäuselöchern und der Boden stark ausgetrocknet. Auf diesem Mäuseacker sollte Moritz nun suchen. Beim Ansatz der Fährte steckte er nur die Nase in die Mäuselöcher, die sich wirklich über das ganz Gebiet fortsetzten. Dann fing er noch an zu scharren, an eine Aufnahme der Fährte war nicht zu denken. Mo­ritz, der sonst ein sehr guter Sucher war, lief nur von Mauseloch zu Mauseloch und kratzte mit den Pfötchen in den Löchern. Das war das einzige Mal, daß Moritz überhaupt etwas mit Mäusen bzw. mit deren Löchern zu tun hatte.

 

Als nun unsere Baska, seine Tochter, mit im Haus lebte, hatte man wirklich manchmal den Eindruck, daß er nun als erfahrener Vaterrüde seiner Tochter einiges lehren mußte. Bei einem Morgenspaziergang im Urlaub im schönen Ostfriesland gab er eine Lehr­stunde im Maulwurfärgern. Der Maulwurf hatte nun das Pech, sich in einem kleinen Hof zu befinden mit zwei gegenüberliegenden Mäuerchen, die der Maulwurf nicht überklettern konnte. Moritz sah diesen Maul­wurf und trieb ihn mit seiner Nase auf eine Seite des Hofes. Der Maulwurf, in Panik gebracht, rannte nun zurück zur gegenüberliegenden Seite des Hofes. An der Mauer ange­langt, machte er eine Kehrtwende und der Rüde mit der Schnauze hinterher. Da be­griff Baska, die bisher das Spiel ihres Vaters nur beobachtet hatte, dieses Spiel und begab sich zur anderen Hofseite. Nun begann das Spiel zwischen Hase und Igel, nur daß hier die Igel von zwei Hunden gespielt wurden und der arme Maulwurf mußte den Hasen spielen. Die beiden Hunde trieben nun den Maulwurf immer von einer Seite zur anderen, der arme Kerl hatte aber auch vollkommen die Orientierung verloren, denn er flüchtete immer nur hin und her. Die beiden Hunde hatten ihren ersichtlichen Spaß an diesem Spiel­zeug, das wie eine aufgezogene Spielzeugmaus ihren Weg nur in zwei Richtungen fortsetzt. Ich machte dann Schluß mit diesem Treiben, da mir der Maulwurf sehr leid tat und rief beide Hunde zu mir. Der Maulwurf kam dann mit dem Schrecken davon.

 

Ein anderes Mal fing er tatsächlich eine Maus, machte mit ihr ein Katz- und -Maus-Spiel und Baska war eine aufmerksame Beobachterin.

 

Das sind Spiele oder Verhaltensweisen, die ein allein gehaltener Hund kaum zeigen würde. Bei zwei Hunden bildet sich schon ein kleines Rudel und dementsprechend auch ein kleines Rudelverhalten.

 

Unsere beiden Hunde haben mit der Zeit eine Art Zeichen- oder Körpersprache ent­wickelt. Als aufmerksamer Beobachter konnte man diese auch bald verstehen. Bei Spaziergängen hatten sie unter anderem ein Nachlauf- und Fangenspiel entwi­ckelt. Am Anfang war man noch überrascht, als die, scheinbar gelangweilt, neben uns herlaufenden Hunde plötzlich wie von einer Tarantel gestochen, anfingen loszuren­nen. Am liebstem im Wald, zwischen Bäumen einen Slalom absol­vierend, oder auf großflächigen Wiesen hakenschlagend. Meistens rannte die Hündin vorneweg und der Rüde hinterher. Mit der Zeit erkannte man das Vorhaben der Hunde. Die Hunde warfen sich nur einen kurzen Blick zu und dann begann das Nachlaufspiel. Es ist bemerkenswert, daß sie sich für dieses Spiel oft eine besonders geeignete Naturland­schaft aussuchten, meist eine auch für das menschliche Auge reizvolle Gegend. Wahrscheinlich haben die Hunde auch ein ähnliches Empfinden wie der Mensch bei dem Anblick einer reizvollen Landschaft.

 

Auch wenn man mit zwei so großen Hunden spazieren geht, ist die Reaktion der Menschen, denen man begegnet ein anderes Verhalten als mit einem Hund. Genauso reagieren die anderen Hunde, denen man begegnet, anders. Wenn man mit einem Hund einem anderen Mensch mit Hund begegnet, wird meistens von weitem nach dem Geschlecht des Hundes gefragt und je nachdem wie die Antwort ausfällt, wird dann der Hund angeleint oder er darf weiter frei laufen. Wenn man zwei Hunde bei sich hat, wird meistens von dem Entgegenkommenden direkt ein anderer Weg einge­schlagen oder die Frage gestellt, ob man die Hunde auch festhalten könne. Auch auf die Antwort, daß die Hunde friedlich sind, wird man sehr mißtrauisch und ängstlich angesehen und man kann eine große Erleichterung im Gesicht der Menschen erken­nen, wenn sie tatsächlich ohne irgendwelche Blessuren oder Belästigungen passiert sind. Man hört dann noch oft Einwendungen wie, ja sind das nicht die Hunde, die doch schon mal gebissen haben und ähnliches. Man braucht dann alle Überzeu­gungskraft, um zu beweisen, daß diese Hunde bestimmt noch keinen gebissen haben. "Aber das sind doch auch zwei große schwarze Hunde", kann man dann oft hören und man muß alle Redekunst aufwenden um klar zu machen, daß es noch mehr schwarze Hunde gibt, die keine Hovawarte sind.

 

Wenn man zwei oder mehrere Hunde hält, muß man sich überlegen, ob man zwei Rüden, zwei Hündinnen oder ein Pärchen hält. Bei einem Pärchen stellt sich die Frage, wer wird kastriert oder geht es auch ohne Kastration. Wenn man züchten will, sei es mit dem Rüden oder Hündin oder mit beiden erübrigt sich die Fragestellung. Am besten wäre es, wenn man dann eine gute Ausweichmöglichkeit für einen Hund hat, ihn unterzubringen. Wobei man aber schon die schlimmsten Ge­schichten von Hunden gehört hat, die für die Zeit der Läufigkeit anderweitig unterge­bracht waren.

 

Bei unserem Pärchen verlief die Zeit der ersten Läufigkeit unserer Hündin mit beiden Hunden in einem Haus relativ gut. Drei Wochen Unterbringung der Hunde in ver­schiedenen Zimmern oder einer im Garten, der andere im Haus, verliefen ohne nen­nenswerte Ereignisse. Bei der zweiten Läufigkeit unserer Hündin sah die Sache schon anders aus. Wir hatten keine andere Unterbringungsmöglichkeit für einen unserer Hunde und mußten drei Wochen Heulkonzerte im Haus erleben. Unsere Hündin setzte unseren Teppichboden nachts in unserem Schlafzimmer derart unter Wasser, daß es Tage dauerte, ihn wieder trocken zu bekommen. Unser Rüde vergaß sich an den Stellen, wo Baska vorher gelegen hatte. Zum Glück war es nur im Flur, wo ein pflegeleichter Boden sich befindet. Der Rüde heulte wie ein Wolf und schlug sich dabei immer bei den mit jedem Heulton erhobenen Kopf an der Zimmertür, hinter der er lag. Nach fast vierzehn schlaflosen Nächten war man fix und fertig und froh, daß man diese Zeit überstanden hatte. Aber die nächste Läufigkeit kam bestimmt. Von einer Kastration nahmen wir Abstand - wir hatten unsere Katze bei einer Kastration verlo­ren- und man dachte auch darüber nach, daß beim Rüden, er war inzwischen schon elf Jahre, vielleicht die geschlechtli­chen Triebe langsam nachlassen würden. Nicht so bei unserem erfahrenen Deckrüden. Die nächste Hitze kam und die Heul­konzerte nachts auch. Tagsüber konnte man die Hunde noch ganz gut ablenken und trennen, aber nachts waren uns die Heulkonzerte sicher. So mußten wir noch einige schlaflose Nächte erleben, denn unser Rüde wurde immerhin fast fünfzehn Jahre.

 

Einmal ließen wir unsere Hündin abspritzen, da die Hitze in die Urlaubszeit fallen sollte. Das hatte aber gesundheitliche Folgen, in der Art, daß unsere Hündin schein­trächtig wurde. Das war die einzige Krankheit, die unsere Hündin hatte.

 

 

Auch die Frage, wann nimmt man sich einen zweiten Hund dazu, muß man sich gut überlegen. Wenn man einen Rüden hat, kann man besser eine Hündin oder einen Rüden dazu nehmen. Unsere Erfahrung, zu dem acht Jahre alten Rüden einen weib­lichen Welpen zu nehmen, kann ich nur empfehlen. Bis auf die Zeit der Läufigkeit, heute würde ich einen kastrieren, war es ein Topteam.

 

 

Das sind alles Erlebnisse und Begebenheiten, die man mit einem allein gehaltenen Hund nicht erlebt.

 

Auch das Thema "Futterneid" sollte man hier noch ansprechen. Wenn man zwei Hündinnen hält , kann es sehr problematisch sein, was das Füttern anbelangt. Wenn man die Rangordnung nicht einhält, kann es zu blutigen Machtkämpfen bei den Hündinen kommen. Am besten trennt man die Hunde beim Füttern. Es gibt natürlich auch Pärchen, die in schönster Eintracht aus einem Napf schlappern. Aber bei Hovawarten, die meist sehr verfressen sind oder freßgierig, habe ich das noch nicht gesehen (außer bei Welpen). Wir haben unsere beiden immer so gefüttert, daß jeder für seinen Napf einen bestimmten Platz hatte und dieser war dann auch tabu für den anderen.

 

Als nun unser Rüde schon ein hohes Alter erreicht hatte, behielten wir immer noch diese Regelung bei. Da wir dann beim Fressen die Hunde sich selbst überließen, bemerkten wir gar nicht, was sich eines Tages durch Beobachten der beiden Hunde beim Fressen herausstellte. Die Hündin verdrängte den alten Rüden von seinem Napf, leerte diesen zuerst in Windeseile, um sich danach genüßlich ihrem Fressen zu widmen. Für Moritz war der Napf der Hündin tabu. Er konnte sich nicht mehr wehren, obwohl er immer noch gerne fraß. Wie lange die Hündin das schon gemacht hatte, war uns nicht bekannt. Danach überwachten wir natürlich das Fressen der beiden Hunde und vereitelten das Begehren der Hündin. Gedanken hatten wir uns schon gemacht, da unsere Hündin etwas zu Übergewicht neigte, und unser Rüde immer sehr drahtig war. Wir dachten, daß der eine halt ein besserer Futterverwerter sei als der andere.

 

Bei unserer nun auch schon inzwischen in die Jahre gekommenen Hündin ist das Verhalten etwas anders als bei unserem Rüden. Seit dem sie nach dem Tod von Moritz die Alleinherrschaft im Hause übernommen hat, ist sie eiserner Verteidiger ihres Reviers und läßt auch keinen anderen Hund gern ihren Bereich betreten.

Unser Rüde war durchaus gastfreundlich auch gegenüber anderen Rüden, wenn man ihm gesagt hatte, daß der Besucherhund bei uns Aufenthaltsrecht hat.

 

Unserer Hündin kann man noch so gut zureden, sie kennt keine Gastfreundschaft. Und wenn ein anderer Hund doch mal ins Haus kommt, so hat er gefälligst sich nur im Flur aufzuhalten und soll es nur ja nicht wagen, einen Schritt zu weit zu gehen.

Ein Versuch mit Don, den sie wirklich sonst sehr mag und mit dem sie draußen sehr gern spielte, endete darin, daß sich Don nur noch in einer Ecke des Hauses verkrü­melte und auch nicht wagte, sich nur einen Schritt von seinem verwiesenen Plätzchen zu entfernen. Genauso machte sie es mit Mauro und Jaschi. Das sind alles große kräftige Rüden gewesen, die Baska an Körpergröße weitaus überlegen waren, aber in ihrem Bereich hatten alle nichts zu melden.

Bei Baska wollen wir das Experiment, einen Welpen noch hinzuzunehmen, nicht riskieren. Sie ist sehr eifersüchtig und wir befürchten, daß es doch zu viele Mißver­ständnisse geben könnte.

 

 

Baskas Freundin und Cousine Beren (Joini us de Strüch)

Ein Hovawart – immer wieder lernfähig

 

 

Man sagt ja dem Hovawart nach, daß er auch noch im fortgeschrittenen Alter lernfähig ist. Dies kann man auch sehr gut bei unserer Baska beobachten. Im Alter von etwa 8 Jahren haben wir versucht ihr beizubringen, wie man ein rohes Ei verzehren kann. (Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir ihr immer die Eier aufgeschlagen bzw. gekochte Eier geschält - wohlweislich!) Da sie mit allen Dingen sehr behutsam umgeht, hat sie das Ei erst vollkommen abgeleckt und es nach allen Seiten gedreht. Da nun die Schale sich durch das Lecken nicht öffnete, habe ich ihr zu Verstehen gegeben (sie versteht sehr gut die menschliche Sprache), daß sie in die Schale beißen darf. Ich legte ihr das Ei ins Maul und sie biß dann vorsichtig drauf. Sichtlich erfreut ob des leckeren Inhaltes (Hunde fressen sehr gerne Eier) schleckte sie das rohe Ei auf.

 

Einige Tage später (die Lehrstunde mit dem rohen Ei war schon bei mir in Vergessenheit geraten) hatte ich vom Einkauf ein Zehnerpack Eier auf dem Küchenschrank stehen gelassen und war in die oberen Räume zum Aufräumen verschwunden. Unsere Hovawartdame machte nun, sich unbeobachtet wägend, ihren gewohnten Schnupper-Kontroll-Rundgang durch die Küche, denn es müssen ja alle Neuzugänge, seien es Lebensmittel oder andere neu gekauften Gegenstände begutachtet werden. Dabei muß sie auf die Eierschachtel gestoßen sein und der Geruch muß sie an die Lehrstunde vor einigen Tagen stark erinnert haben. Sie erinnerte sich sicherlich an das ausgiebige Loben, daß das Frauchen nach der erfolgreichen Lehrstunde über sie ausgeschüttet hatte, und dachte sicherlich, wenn ich jetzt zehn Eier zerbeiße und fresse, fällt das Lob noch größer aus. Als ich nun nach einiger Zeit wieder die Treppe nach unten stieg, wedelte mir Baska außergewöhnlich freudig entgegen. Als ich die Küche betrat, sah ich die Bescherung. Zehn Eierschalen lagen zerkleinert in der Küche umher, die Eierschachtel war auch in kleinste Teile zerfetzt und überall klebte es voll Eiweißreste. Schon wollte ich ein Donnerwetter über den Hund ergehen lassen, erinnerte mich jedoch direkt an die Lehrstunde vor einigen Tagen und dachte, jetzt kannst du dem Hund nicht böse sein, hast du doch selbst dem Hund es beigebracht, wie man rohe Eier öffnen und verzehren kann.

Fazit von der Geschichte: Eier müssen jetzt in Zukunft immer sicher vor Baskas Zugriff aufbewahrt werden.

 

Daß der Hovawart einzeln gelernte Dinge auf andere Situationen übertragen kann, fasziniert mich immer wieder.

 

Genauso ereignete es sich einmal mit einer Hundekeksschachtel. Zu Weihnachten bekam sie in der Wohnung unserer Oma eine Packung Hundekekse geschenkt. Schön verpackt, durfte sie die Packung auf unser freundliches Ermuntern auspacken. Zuerst wollte sie gar nicht so recht ran, da sie das ja noch nie machen durfte. Wir sprachen ihr gut zu und sagten ihr, wenn sie ein Hundekeks essen wollte, müßte sie das Paket auch auspacken. Nun gab es kein Halten mehr bei Baska und sie ging fachmännisch an das Zerreißen der Schachte,l um endlich an die begehrten Hundekuchen zu gelangen. Nachdem sie einige sich einverleibt hatte, es war ja Weihnachten, mußten wir natürlich die restlichen Kuchen wieder wegräumen. Nach einigen Tagen lagen auch zu Hause bei uns von den guten Weihnachtsgaben einige Päckchen mit Plätzchen auf dem Eßtisch. Wir dachten natürlich nicht an Baskas Neugelerntes, da sie nie etwas vom Eßtisch nahm. In einem unbeobachteten Moment hatte Baska sich mehrere Schachteln Kekse vom Tisch geholt, fachhundlich zerrissen und sich den köstlichen Inhalt einverleibt. Auch hier mußten wir wiederum erfahren, wie der Hovawart doch immer wieder neue Dinge hinzulernen kann und sie auf andere Situationen anwenden kann.

 

 

Ein Brief an die Züchterin von Baska

 

Hallo Gabi,

 

etwas verspätet zum 12. Geburtstag unserer Hundekinder möchte ich Dir ein paar Bilder von Baska schicken, die im Herbst 1996 aufgenommen wurden.

 

Baska hat ihren 12. Geburtstag in gesundheitlich guter Verfassung gefeiert, nachdem sie sich einer Totaloperation unterziehen mußte. Nach der letzten Hitze im November letzten Jahres hatte sich ein kleiner Tumor, den sie seit etwa zwei Jahren an der Milchleiste hatte, stark vergrößert. Er bereitete ihr eigentlich keine Schmerzen, aber in ihrer Beweglichkeit beeinträchtigte er sie doch ziemlich. Das heißt, sie wälzte sich nicht mehr im Gras bzw. im Schnee, was sie immer sehr ausgiebig und mit einem Wohlgenuß tat.

 

Beim Schwimmen sprang sie auch nicht mehr ins Wasser, sondern ging sehr vor­sichtig in hinein oder gar nicht. Wir dachten aber auch, daß diese Einschränkungen durch das fortgeschrittene Alter bedingt waren.

 

Im Februar bekam sie dann eine Gebärmutterentzündung, die der Tierarzt zunächst mit zwei verschiedenen Antibiotika versuchte zu behandeln. Eine Operation in diesem Alter wollten wir ihr ersparen. Sie war eigentlich auch nicht richtig krank, sondern zeigte eher ein Verhalten wie bei einer Läufigkeit. Baska mußte sich also auf die Couch legen, sie leerte die Mülleimer selbständig aus und verteilte den Inhalt, den sie nicht fressen konnte, in der Wohnung. Im Bad nahm sie sich das Regal vor, in dem Papiertaschentücher, Toilettenpapier, Binden usw. verstaut waren, zerriß sämtli­che Pakete und nahm auch einige Kostproben davon. Papier muß wohl gut schmec­ken?!

 

Da sie nach jeder Hitze immer ihre 8 Wochen Ruhepause hatte, das heißt, man muß sie bald zum Spazierengehen tragen, waren wir ganz froh, daß sie nun wieder munte­rer war und wir konnten sogar etwas größere Spaziergänge wieder mit ihr machen. An einem der ersten warmen Tage im März hatten wir eine kleine Wanderung unter­nommen und Baska war eigentlich ziemlich fit.

 

Am Abend jedoch verweigerte sie plötzlich das Fressen und war in der Nacht sehr un­ruhig und durstig. Am nächsten Morgen erbrach sie und war ganz apathisch. Ich dachte an eine Magenverstimmung, da sie unterwegs aus einer Pfütze Wasser ge­trunken hatte. Der Zustand Baskas verbesserte sich nicht und ich mußte mit ihr den Tierarzt konsultieren. Nach eingehenden Untersuchungen von Herz, Nieren und Lunge, die noch in einwandfreiem Zustand sind, schlug der Tierarzt eine Totaloperati­on mit Entfernung des Tumors vor mit guten Chancen einer Heilung oder eine direkte Einschläferung.

 

Baska hatte sich sehr schnell wieder erholt und jetzt ist sie wieder voller Lebens­freude, schwimmt wieder sehr gerne, wälzt sich mit Wonne im Gras und ist auch zu ihren an­deren Artgenossen freundlicher, die sie in der letzten Zeit doch oft mürrisch verwiesen hatte.

 

Ich hätte nicht gedacht, daß sie wieder so lebensfroh werden würde. Natürlich sind die Spaziergänge jetzt kürzer, und sie atmet etwas schwerer.

 

Da ich eigentlich immer eine etwas negative Einstellung zu Operationen hatte, muß ich jetzt meine Meinung revidieren. Bei unserer nächsten Hündin wird man Überle­gungen anstellen, falls man nicht züchten will, direkt eine Gebärmutteroperation vor­zunehmen. In Gesprächen mit anderen Hundebesitzern muß man doch immer wieder hören, daß viele Hündinnen davon betroffen werden.

 

Was machen Deine Hunde? Wie geht es Branca? Wie alt ist Alissa geworden?

Hast Du noch Kontakt zu den anderen Geschwisterkindern? Wie alt ist der A-Wurf im Durchschnitt geworden oder leben noch welche? Moritz ist ja fast 15 geworden und seine Eltern und Großeltern haben auch ein hohes Alter erreicht. Leider hört man im­mer mehr Todesmeldungen von jüngeren Hovawarten.

 

Hast Du vor, noch mal zu züchten? Welcher Besitzer von A- Wurf oder Bewurf hat noch Nachkommen aus dem A-Wurf oder B-Wurf und züchtet damit? Ich würde gerne aus "unserer Hundefamilie" wieder einen Welpen erhalten.

 

Ich hoffe, daß uns Baska jetzt noch einige Jährchen erhalten bleibt, aber man muß sich ja rechtzeitig um den Nachwuchs kümmern. Wir hatten auch schon mal die Überlegungen angestellt, einen kleinen Welpen noch dazu zu nehmen, glauben aber, daß es mit Baska dabei Probleme geben wird. Sie ist sehr eifersüchtig und verteidigt besonders ihr Fressen und ihr "Leckerchen-Schrank". Ich glaube, das hat sie von ih­rer Mutter Alissa geerbt. Hat Alissa nicht auch "ihre" Küche verteidigt?

 

Liebe Gabi, ich würde mich freuen, einmal von Dir zu hören und grüße Dich ganz herzlich mit meiner Familie und mit einem kräftigen Wau-Wau von Baska an alle Deine Zwei- und Vierbeiner