Heiko vom Heckberg gen. Moritz

Moritz im Alter von 14 Jahren
Moritz und Baska

Auf den Hund gekommen

 

Ein Hund sollte wieder ins Haus. Aber nicht so einer wie unser Dackel war. Total verzogen und sehr eigenwillig, man konnte ihn nirgendwohin mitnehmen. Und Zuhause machte er, alleine gelassen, Heulkonzerte.

Aber welche Rasse käme infrage. Oder doch einen Hund aus dem Tierheim. Aber das waren oft schwierige, schon erwachsene Hunde und dann mit kleinen Kindern? Das war mir zu riskant. Welpen aus dem Tierheim habe ich auch besichtigt, aber da konnte alles mögliche rauskommen. Bei einem Wurf war sogar ein Fuchs angeblich mit beteiligt! Ich wußte gar nicht, daß sich Hunde und Füchse paaren können. Das war mir alles zu ungewiß.

Also kaufte ich mir sämtliche Hundebücher, die unser örtlicher Buchhandel zum Kauf angeboten hatte und begann zu lesen, jede Rasse für sich. Als ich sämtliches Buchmaterial durchgearbeitet hatte, war ich mir immer noch nicht im klaren darüber, welche Rasse für unsere Familie am geeignesten war. Äußerliche Vorstellungen von einem Hund hatte ich schon, aber ob dann auch das Wesen und der Charakter dieses Hundes zu uns paßte?

 

Ich fertigte also eine Tabelle an, in der ich sämtliche Eigenschaften, die ich mir von einem Hund wünschte, auflistete. Da kam es mir besonders auf ein freundliches  Wesen, einen gewissen Wach- oder Schutztrieb, denn schließlich sollte er ein großes Grundstück bewachen und einen wesenfesten Charakter an. Vom Aussehen her sollte er ein langes Fell haben, Schlappohren und einen Schwanz. Überhaupt wollte ich keinen Hund, an dem noch herumgeschnitten, kupiert - das war damals noch erlaubt - oder sonst noch irgendwie in Form durch Haarschnitt oder sonstige kosmetischen Eingriffe, gebracht werden muß. Es sollte ein Hund sein, der so wie er wächst, auch akzeptiert wird.

 

Es wurden so einige Rassen, die in die engere Wahl kamen, herausgesucht. Bei den positiven und negativen Eigenschaften machte ich dann jeweils ein Kreuzchen zu der betreffenden Rasse. Am Ende meiner arbeitsaufwendigen Suche nach dem geeigneten Hund für uns hatte der Hovawart die meisten Kreuzchen.

Jetzt galt es nur noch, unsere Oma von dem Hund zu überzeugen, denn sie befürchtete, daß er viel zu groß sei und er sie eines Tages umwerfen würde. Wir versuchten sie zu überzeugen, daß der Hund ja nur mittelgroß sei und es bestimmt keine Probleme gäbe. (Er hat auch tatsächlich später nie Menschen angesprungen).

 

Nachdem die ganze Familie nun überzeugt war, daß der Hovawart der richtige Hund für uns sein mußte, stellte sich nun die Frage, wo bekomme ich solch einen Hund her. Es gab zu dieser Zeit keine einschlägige Literatur im Buchhandel, Bilder waren sehr rar in den herkömmlichen Hundebüchern und man wollte endlich einen Hovawart life sehen. Zu der damaligen Zeit gab es in ganz Deutschland vielleicht gerade 500 Hunde und keinen in unserer Nähe. Von VDH und Zuchtverbänden hatte ich auch noch keine Ahnung.

 

Eines Tages saß ich in der wieder völlig überfüllten Straßenbahn auf dem Nachhauseweg. Ich schaute wohl auch mit diesem typisch stoischen Blick nach draußen, den fast alle Fahrgäste in einer überfüllten Bahn haben. Plötzlich wurde ich hellwach, denn ich sah einen schönen schwarzen, langhaarigen Hund an der Haltestelle stehen und der stieg sogar noch samt Frauchen in meine Straßenbahn, leider im Fond, ich stand vorne beim Fahrer. Ich drängte mich durch den langen Waggon hindurch, an den etwas erbost schauenden Menschen vorbei, fragend, warum ich mich jetzt wohl durch diese Enge durchquetschen mußte. Ich mußte aber zu diesem Hund. Ich mußte diesen Hund in aller Nähe sehen. Ich war völlig überzeugt, das mußte ein Hovawart sein. Endlich angekommen an meinem Ziel, bewunderte ich sofort das Tier mit seinem wunderschönen schwarzen Fell und fragte das junge Frauchen ganz aufgeregt, ist das ein Hovawart? "Ja", kam nur eine ganz knappe Antwort heraus. "Wo haben Sie ihn her, wo kann man solch einen Hund erwerben", sprudelte es aus mir heraus. "Vom Bauern", kam es wieder sehr kurz angebunden heraus. "Ja, aber von welchem Bauern?" Da hielt die Straßenbahn an und der erste Hovawart, den ich vor Augen bekam, verschwand mit seinem nicht sehr gesprächigen Frauchen. Am liebsten wäre ich mit ausgestiegen und hätte die Frau noch mehr mit Fragen gelöchert. Aber ich wurde ja Zuhause auch erwartet.

 

Jetzt hatte ich einen Hovawart gesehen, hatte aber immer noch keine näheren Informationen, wo ich solch einen Hund bekommen kann.

Aber nach dieser Begegnung wusste ich, ein Hovawart muß es sein. Er war noch schöner, als ich bisher auf Bildern es vermutet hatte.

 

Durch Kontakte mit einem Hundefreund, der Hundeausbilder war und selbst einen Rottweiler besaß, konnte man sich durch gemeinsame Spaziergänge und gegenseitige Besuche an das Zusammenleben mit einem großen Hund langsam gewöhnen. Der wußte auch von einem Hovawart-Übungsgelände ganz in unserer Nähe. Leider hatten wir nur Schwierigkeiten mit der Terminierung, denn immer wenn wir den Platz aufgesucht hatten, war kein Hund da. Die machten wohl alle gerade Ferien. Doch nach mehreren Besuchen hatten wir endlich Glück. Viele Hovawarte konnten wir in Aktion sehen. Der erste Eindruck war, die sind doch ganz schön groß! Nach ersten Kontakten konnten wir dann endlich Adressen von der Welpenvermittlungsstelle erhalten und diese nannte uns dann Züchter, die in der nächsten Zeit Welpen erwarteten. Wir ließen uns dann nochmals von erfahrenen Hovawartmenschen beraten, welchem Züchter man vertrauen darf, denn auch hier gab und gibt es schwarze Schafe. Doch die erste Telefonaktion nach Befragen eines Welpen war nicht sehr ermutigend. Überall hieß es, daß die Welpen alle schon vergeben seien, obwohl sie doch noch gar nicht geboren waren. Also mußten wir noch etwas warten. Beim nächsten Anruf bei einem Züchter kam wieder der schon obligatorische Satz, daß alle Welpen schon versprochen waren. Aber als wir etwas ins Gespräch kamen, und ich sagte, daß wir aus Frankfurt seien, sagte der Züchter, ja, er würde gern mal einen Hund nach Frankfurt verkaufen. Das war für uns sehr erfreulich und der Züchter sagte uns zu, daß er uns nach der Geburt der Welpen informieren wollte. Da nun kein Anruf um den voraussichtlichen Geburtstermin seitens des Züchters uns erreichte, rief ich selbst wieder an, um nachzufragen, ob denn die Hunde schon da seien, und ob wir denn auch einen Welpen bekommen würden. Beide Fragen wurden positiv beantwortet, und ich war überglücklich.

 

Einige Tage später wurde meine zweite Tochter geboren und ich freute mich darauf, Hund und Kind zusammen aufwachsen zu sehen.

 

Nach fünf Wochen durften wir unseren Welpen das erste Mal besuchen. Es waren wunderschöne schwarze Wollknäuel, Ich war begeistert. Leider durften wir die Welpen nicht anfassen und nicht auf den Arm nehmen, nur ansehen. Ich hätte doch so gerne schon mal diesen kleinen Wollknäuel geknuddelt. Der Züchter zeigte uns dann unseren Moritz, der für uns bestimmt war. Überglücklich fuhren wir wieder nach Hause.

 

Nach acht Wochen war es dann endlich soweit. Unser Welpe durfte zu uns kommen. Leider konnte ich wegen des Babys nicht mitkommen, ihn abzuholen.

Meine siebenjährige Tochter hielt Moritz während der ganzen Fahrt auf ihrem Schoß und er lag dort, als wenn er das schon immer gemacht hätte. Bei uns zu Hause angekommen, kam er ins Haus, ging die paar Treppen in die Wohnung, drehte schnüffelnd eine Runde durch das Wohnzimmer und legte, nein schmiß sich zwischen die Sitzgruppe und ruhte. Von diesem Platz aus beobachtete er nur mit den Augen das Geschehen um ihn herum, wie man es bei einem älteren Hund öfters beobachten kann. Er lag da, als wenn er schon immer bei uns gewesen wäre. Vollkommen souverän, gelassen. Toll!

 

 

 

 

Moritz war unser erster Hovawart und zog mit acht Wochen bei uns ein. Schon als Welpe zeigte er ein sehr selbstsicheres Verhalten. Die Fahrt von den Züchtern Anneliese und Paul Heck verbrachte er schlafend auf dem Schoß unserer Tochter Jeanette. Er stürmte in unser Haus, drehte eine Runde im Wohnzimmer, beschnüffelte alles und "warf" sich danach auf den Boden vor der Couch, sah uns alle an mit einem Blick, als wollte er fragen, was schaut ihr denn so, es ist alles in Ordnung: hier bleibe ich!

 

Während seiner ganzen Welpenzeit, wenn Moritz vom Toben in unserem großen Garten endlich müde war, kam er über die Terrasse ins Haus hereingestürzt, querte das Wohnzimmer und den Flur, am Kücheneingang ließ er sich auf den Fliesen nieder und mit dem entsprechenden Schwung rutschte er mit einem lauten Wums bis in die gegenüberliegende Küchenecke. Es war ein besonderes Schauspiel, das jeder Besucher unbedingt miterleben musste. Es sah so ähnlich aus wie in den Zeichentrickfilmen.

 

Moritz entwickelte sich prächtig und bestand die Zuchttauglichkeitsprüfung. Außerdem wurde er hundesportlich geführt, damals Sch III. Er nahm an Ausdauerprüfungen teil und konnte bei den Deutschen Meisterschaften mehrmals die Fährtenhundprüfungen bestehen.

 

Moritz war souverän, sozial verträglich, ging jedem Streit aus dem Weg. Wenn er einmal angegriffen wurde, drehte er seinen Körper zur Seite und zeigte dem Gegner seine Stärke. Er ging immer ohne Leine, egal ob in der Innenstadt einer Großstadt, im Wald oder im Wohngebiet. Seine absolute Zuverlässigkeit und Gehorsam ermöglichten es, dass man ihn immer und überall mitnehmen konnte.

 

Moritz wurde mehrmals zur Zucht eingesetzt und hatte viele Nachkommen. Aus dem letzten Wurf entstammt unsere Hündin Baska von der Schildesche.

 

Er wurde 14 Jahre und 8 Monate alt. Aufgrund seiner Altersbeschwerden mussten wir ihn leider vom Tierarzt einschläfern lassen.  

 

 

 

Moritz

 

Beim Einkauf

 

Moritz durfte immer mit zum Einkaufen. Ich benötigte keine Leine. Er ging brav bei Fuß aber er durfte auch schnüffeln auf dem Weg zum Einkaufsmarkt.

Vor dem Markt blieb er stehen oder sitzen oder liegen, je nach dem wie ihm danach war und wartete immer geduldig, bis ich mit meinen Einkäufen fertig war.

Eines Tages war wohl die Neugier in ihm doch zu groß geworden und er wollte unbedingt wissen, was ich in dem Laden mache. Dass ich für ihn immer etwas mitbrachte, war selbstverständlich. Jedenfalls hörte ich plötzlich im hinteren Teil des Marktes ein großes Gezeter und Gerufe: Ein Hund ist im Laden, ein Hund läuft hier rum.

Das konnte ja nur Moritz sein. Noch während ich mich auf dem schnellsten Weg durch den Einkaufsmarkt Richtung Kassenzone begab, hörte ich allseits in ganz beruhigenden und beschwichtigenden Tönen: Ach, das ist ja der Moritz. Und noch beruhigender: Das ist nur der Moritz. Und die anderen Verkäuferinnen bestätigten wie im Echo: Das ist nur der Moritz. Das ist nur der Moritz.

Inzwischen war ich in der Kassenzone angelangt. Unsere Nachbarin saß an der Kasse und bediente dort. Sie hatte sofort unseren Moritz erkannt und die ganze Aufregung, die zuvor entstanden war, zerfiel in freudiger Entwarnung und alle waren beruhigt, dass der zuerst fremde Hund ja nur der Moritz war.

Mir wurde angeboten, meine Einkäufe erst noch zu erledigen. Moritz könne sich ruhig in der Kassenzone aufhalten, bis ich wieder komme.

 

Eines Tages hatte ich mich in einem Kaufhaus auf der Zeil mit meiner Schwester verabredet.

Moritz durfte natürlich mit. Ich fuhr mit dem Rad immer ohne Leine die Zeil entlang bis kurz vor unserem Treffpunkt. Doch plötzlich war in dem lebhaften Treiben der Einkaufsstraße mein Moritz verschwunden. Ich rief! Kein Moritz. Ich fuhr noch mal ein paar Meter zurück. Alles Rufen half nichts. Er war verschwunden.

Ich suchte die ganze Fußgängerzone ab. Vergeblich. In der Zwischenzeit war der Zeitpunkt unserer Verabredung schon überschritten. Ich ging zunächst erst mal in das Kaufhaus in den 2. Stock, wo ich mich mit meiner Schwester verabredet hatte. Zu zweit wäre das Suchen einfacher. Ich stellte mein Fahrrad in den Ständer und rannte in den 2. Stock des Kaufhauses. Meine Schwester wartete schon ein paar Minuten, denn sie hatte sich auch etwas verspätet. Ich erzählte ihr von meinem großen Unglück und dass wir jetzt schnell Moritz gemeinsam suchen sollten. Ach, sagte sie, dann war das ja doch der Moritz. Als ich eben das Kaufhaus betrat, sah ich am Eingang einen Hund, der aussah wie der Moritz. Da ich aber nicht wusste, dass du ihn mitbringst, habe ich nicht weiter nach ihm geschaut. Wir rannten die Treppen hinab zum Eingang des Kaufhauses. Und tatsächlich wer stand dort, so als ob überhaupt nichts gewesen sei: mein Moritz. Er freute sich riesig, dass wir uns wieder gefunden hatten. Was er in der Zwischenzeit gemacht hat, hat er uns nie verraten. Ich vermute, er hat einen Besuch einer Imbissstube abgestattet, die es dort reichlich gibt. Aber er muss danach meine Spur durch die lebhafte Fußgängerzone aufgenommen haben (es waren ungefähr 100 Meter wo ich ihn verloren hatte) und hat vor dem Kaufhaus am Eingang, wo ich hineingegangen bin, auf mich gewartet.

 

Moritz kannte keine Angst vor fremden Häusern oder Autos.

Autofahren liebte er und wenn er dachte, er müsste jetzt Autofahren, so ist er auch in ein fremdes Auto, das zufällig offen stand, hineingesprungen. So hielt einmal vor unserem Haus auf der anderen Straßenseite ein vollbesetzter Pkw an. Die Beifahrertür öffnete sich und der Insasse stieg aus und wollte mich nach dem Weg fragen. Diesen Moment passte Moritz direkt ab und stieg ganz gemütlich in den Wagen vor den Beifahrersitz und setzte sich, als ob es sein Fahrzeug wäre und er auf die Abfahrt wartete. Aus dem Wagen kam ein großes Geschrei, aber das störte ihn überhaupt nicht. Ich versuchte sofort die Insassen zu beruhigen und sie erkannten auch, dass der Hund sich sehr friedlich verhielt.

 

So kannte auch Moritz kein Scheu vor fremden Häusern. Als wir einmal durch ein Dorf gingen, öffnete sich eine Haustür und eine Frau trat heraus. Moritz nahm direkt die Gelegenheit wahr und marschierte durch den Eingang ins Haus. Die Frau stieß einen Schrei aus und rief nur: meine Plätzchen, meine Plätzchen. Moritz erster Weg in ein Haus war natürlich die Küche. Und dem Geruch von Weihnachtsplätzchen konnte er sowieso nicht wiederstehen. Aber zum Glück waren die Plätzchen noch nicht in seiner Reichweite und die Frau war beruhigt, dass ihre Weihnachtsplätzchen noch alle vorhanden waren.

Auf Weihnachtsplätzchen war er besonders scharf. Er schaffte es jedes Jahr, die Hälfte der Weihnachtsplätzchen zu klauen. Man konnte noch so sehr aufpassen, irgendwie hatte er es immer geschafft, welche zu stehlen. Einmal hatte er von einer schweren Porzellanschüssel, ein Erbstück, es geschafft, den Deckel zu heben und sich genüsslich an den darin vorhandenen Plätzchen zu machen.

 

Als ich zum ersten Mal Weihnachtsstollen backte, war ich ganz stolz auf das Ergebnis. Drei wunderschöne Stollen waren es geworden. Zum Auskühlen stellte ich sie auf den Küchenschrank, der eigentlich tabu für Moritz war. Aber die drei Stollen mussten wohl doch sehr verführerisch gerochen haben.

Nach der großen Anstrengung, die mir das Backen der Stollen bereitet hatten, ging ich unter die Dusche. Plötzlich hörte ich ein regelmäßiges Klappern aus der Küche. Ich konnte es nicht genau erkennen, was das sein konnte. Ich rief nach Moritz, aber er kam nicht. Das klappern hörte nicht auf und jetzt erkannte ich, dass es das Kettenhalsband von Moritz war, das regelmäßig irgendwo anschlug. Ich rief mehrmals nach dem Hund, aber er reagierte nicht und das Klappern setzte sich fort. Ich rief, Moritz, du bist doch nicht etwa an den Stollen. Dann wurde es mir zu gefährlich, nass wie ich war stürzte ich aus der Dusche und in die Küche. Der Anblick, der sich mir bot, war köstlich und schrecklich zugleich: Moritz stand auf den Hinterläufen, die Vorderläufe stützen sich auf dem Eckschrank ab und er biss herzhaft in die Stollen hinein. Einer war schon ziemlich von oben nach unten weggefressen, ein zweiter war auch schon angebissen, der dritte, der als Geschenk dienen sollte, war Gott sein Dank noch heil.

Er war sich keiner Schuld bewusst und biss nochmals kräftig zu, als er mich sah.

 

 

Da sich bei uns einige Mäuse in Garten und Garage anscheinend sehr wohl fühlten, kam Zuwachs zu uns ins Haus: ein kleines schwarzes Kätzchen. Moritz akzeptierte es von Anfang an und Mauzi durfte sogar aus seinem Napf fressen. Obwohl er sonst sehr verfressen war und auch fressneidig. Aber Mauzi durfte alles. Sie bekam ihr Futter in seinen Napf und ließ für Moritz immer noch Reste übrig. Er stand in der Nähe und ließ Mauzi in aller Ruhe fressen und wartete dann ab, bis er sein Restchen bekam. Im Flur hatten beide ihr Plätzchen und wenn der eine sich dort niederlegte, kam der andere dazu und machte es sich auch gemütlich. Mauzi ging auch mit uns spazieren. Wenn wir jedoch eine größere Wanderung unternahmen, sagte ich Mauzi, dass sie heute nicht mitgehen kann und sie begleitete uns dann nur ein kurzes Stück und ging dann wieder nach Hause. Es war eine schöne Partnerschaft zwischen Hund und Katze entstanden, wenn man bedenkt, dass Moritz schon sechs Jahre alt war, als Mauzi zu uns ins Haus kam.

Eines Tages machte ich eine Entdeckung. Der Küchentisch war für Moritz tabu. Da konnte ich mich eigentlich auch darauf verlassen, dass er nicht dran ging. Nachdem er schon im Welpenalter gelernt hatte, dass das kein Fressplatz für ihn ist. Ich hatte ihn nämlich im Alter von etwa fünf Monaten dabei erwischt, , als er auf dem Stuhl saß und genüsslich das Müsli mit der Milch auschlabberte, das gerade unsere jüngste Tochter mit noch einigen Resten im Teller stehen gelassen hatte. Der Anblick war so menschlich, dass ich, bevor ich meine Schimpfkanonaden losließ, erst einmal wieder aus der Küche verschwinden musste, um meinen Lachanfall vor dem jungen Hund zu verbergen. Als ich mich dann wieder gefasst hatte, wurde ihm deutlich gemacht, dass er dort nichts zu suchen hatte. Nach diesem Vorfall ist auch nichts mehr vorgekommen (bis auf die Stollen).

 

Als nun Mauzi unsere Familie bereicherte, hatte Moritz doch noch mal die Gelegenheit, auch etwas vom Tisch abzubekommen.

Ich beobachtete nämlich unbemerkt von den Tieren, als ich die Küche betrat, wie Mauzi auf dem Küchentisch sich befand und der noch gedeckte Tisch mit allerlei Lebensmitteln darauf, sie mit ihrem Pfötchen sich etwas Essbares herbei und fraß es nicht selbst, nein sie spielte Fußball mit den Lebensmitteln und steuerte sie Richtung Tischkante (sehr vorsichtig, dass sie kein Porzellan mit hinunterwarf) und Moritz saß vorm Tisch und musste nur darauf warten, bis ein Stückchen Wurst, etwas Käse und Brot vom Tisch fielen. Ich musste diese Szene noch eine Weile beobachten, und bedaure sehr, dass es damals noch keine Videokameras gab. Es war wirklich ein Bild wie im Film. Mauzi bewegte sich ganz vorsichtig auf dem Tisch herum und suchte nur die essbaren Sachen heraus und Moritz musste sich wohl wie im Schlaraffenland gefühlt haben und brauchte nur das Maul zu öffnen, denn die Leckereien kamen alle angeflogen.

 

 

Ein ereignisreicher Tag

 

Schon früh am Morgen sprang Moritz nach der üblichen Gassirunde ins Auto Fahrtrichtung Frankfurt-Hauptbahnhof. Anneliese wurde aus der Rhön erwartet. Schon damals war die Bahn nicht pünktlich. Der Zug verspätete sich. Moritz und ich warteten auf dem Bahnsteig. Hunderte von Menschen stiegen aus den Zügen. Moritz war sehr aufmerksam, wer da wohl zu erwarten war, denn umsonst standen wir ja nicht auf dem Bahnsteig. Also mussten wir hier irgendjemand treffen. Nur wer? Aufmerksam beobachtete er die Menschenmassen, die sich aus den Zügen auf die Bahnsteige begaben und Richtung Ausgang des Bahnhofes eilten. Moritz Nase war im Einsatz. Aber es war kein bekannter Geruch dabei. Wir erfuhren aus dem Lautsprecher, dass der Zug, in dem wir Anneliese erwarteten, eine Stunde Verspätung hatte. Nachdem nasenmäßig nichts los war, begann Moritz zu dösen. Immer wieder trafen Züge ein, aber nicht der Zug, auf den wir warteten. Doch endlich kam die Ansage, dass der erwartete Zug in den Bahnhof einfahren sollte. Viele Menschen stiegen aus. Von weitem erkenne ich Anneliese. Per Handzeichen gab ich ihr zu verstehen, dass sie sich nicht erkenntlich zeigen und einfach an uns wortlos vorbei gehen sollte. Ich wollte sehen, wie Moritz reagieren würde. Aber weit gefehlt, wenn ich annahm, dass Moritz immer noch am dösen war. Anneliese konnte sich nicht an uns vorbei schleichen. Sowie sie sich uns näherte, fing Moritz Nasenspiegel aufmerksam an zu arbeiten. Er erkannte Anneliese sofort und sie wurde freudig begrüßt. Auch bei einem dösenden Hund sind die Sinne aktiv.

 

Nun ging es weiter auf große Fahrt mit dem Auto Richtung Nordrhein-Westfalen.

Moritz hatte am Abend zuvor frischen Pansen und Knoblauch gefressen. Da er immer im Fußraum des Beifahrers saß, hatte Anneliese keine angenehme Fahrt. Er musste des öfteren rülpsen und der Geruch war eine Mischung aus Knoblauch und stinkendem, verdauten Pansen, was leider nicht angenehm war. Anneliese meinte noch, ob er mit solchen Düften bei der Braut überhaupt landen wird.

 

Ja, warum fuhren wir dort überhaupt hin? Moritz war mal wieder Vater geworden und von dem Wurf sollten Anneliese und Paul eine blonde Hündin erhalten. Außerdem war Besuch aus Dänemark angekommen. Amanda war läufig und Moritz sollte sie decken. alten. Bei unserer Ankunft begrüßten uns die Mama und lauter kleine Wuselchen. Dann wurde gleich Amanda geholt, damit es zur Verpaarung kommen konnte. Moritz hatte es eilig und schon nach kurzem Spiel hingen die beiden zusammen.

 

Am Nachmittag wollten wir nochmals einen Deckakt versuchen. Da Herrchen und Frauchen einen Stadtbummel machten, holten Anneliese und ich Amanda aus dem Gästezimmer. Sie lag natürlich mitten im Gästebett auf dem Plumeau. Moritz sprang schnell wieder auf, aber es kam nicht zum hängen. Bis wir mal kapierten warum es nicht klappte, verging eine Zeit. Ich schaute mir Amanda nochmals genau an und entdeckte, dass sie noch ein Höschen trug. Kein Wunder, das konnte ja nicht klappen. Anneliese und ich mussten krümmen vor Lachen. Ich zog Amanda die Hose aus und dann ging es mit den Beiden auch wieder alles ganz schnell.

 

Nun ging es wieder Richtung Heimat. Die kleine blonde Hündin nahm Anneliese auf den Schoß und sie war sehr brav. Einmal machten wir Rast und sie konnte auch schnell ein kleines Pfützchen machen. Weiter ging die Fahrt Richtung Völkersleier. Wir setzten Anneliese und die kleine blonde Hündin zu Hause ab und Moritz und ich setzten die Weiterfahrt Richtung Heimat fort.

Am späten Abend erreichten wir erst wieder unser Zuhause.