Blanca von Eppstein

Moritz erster Deckakt mit Ete brachte elf muntere Welpen hervor. Die Geburt der Kleinen durfte ich miterleben. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, als ich am Sonntag morgen erwachte. Heute ist es soweit, dachte ich. Kurz darauf klingelte das Telefon und ich wusste, dass es eine gute Nachricht war. Das erste kleine schwarze Mädchen hatte bereits das Licht der Welt erblickt. Ich machte mich schnell auf den Weg, um die Geburt weiter mitzuerleben. Ete wollte ihre Kinder aber nicht im vorbereiteten Welpenzimmer auf die Welt bringen. Sie hatte sich im Garten das kleine Indianerzelt aus Holz auserwählt, um den ersten kleinen Welpen dort zu werfen. Nacheinander kamen dann die anderen und wir alle brauchten schon viel Überredungskunst, um Ete das Welpenzimmer schmackhaft zu machen.

 

Als ich eine Woche später wieder zu Besuch kam und man mir die Haustür öffnete, ließ Ete mir keine Zeit die Menschen zu begrüßen. Sie empfing mich an der Tür, packte mich am Handgelenk und führte mich die Treppe hinunter ins Welpenzimmer. Erst als ich vor der Wurfkiste stand, ließ sie meinen Arm los. Ihr stolzer Blick sagte mir: Na, habe ich nicht tolle Welpen.

Jede Woche durfte ich die Entwicklung der Welpen mitverfolgen und das Aufwachsen miterleben. Das waren wunderbare Erfahrungen und Erlebnisse. Das erste Füttern und die ersten vorsichtigen Schrittchen im Garten. Schnell waren acht Wochen vergangen und es hieß Abschied nehmen, als die Kleinen von ihren neuen Familien abgeholt wurden.

 

Die Nachbarn der Züchter hatten so viel Freude an den Hunden, so dass sie unbedingt eine blonde Hündin haben wollten. Alle Welpen waren in ihren neuen Familien. Die Züchter planten eine Fahrt nach Hamburg zur Familie, die nun während der letzten Wochen nicht besucht werden konnte.

 

Da klingelte das Telefon bei den Züchtern und die Besitzer der kleinen Blanca meldeten sich. Sie waren total überfordert mit der kleinen Hündin und meinten, dass sie sich das so nicht vorgestellt hätten mit einem Welpen. Die kleine Blanca war natürlich neugierig und untersuchte alles Neue in ihrem Zuhause. Sie waren total überfordert mit dem Welpen und wollten ihn wieder zurück geben.

 

Nun waren die Züchter am überlegen, was sie nun machen sollten. Allen anderen Welpeninteressenten war bereits eine Absage erteilt worden. Sollten sie die Fahrt nach Hamburg verschieben? Es waren allerdings einige dringende familiäre Angelegenheiten zu erledigen. Die kleine Hündin mitnehmen, wäre auch sehr problematisch gewesen.

 

So riefen sie mich an und fragten, ob ich die Hündin für ein paar Tage übernehmen könnte. Ich freute mich darauf und holte die kleine Blanca bei den Züchtern ab. Moritz konnte gut mit Welpen umgehen. Unser großer Garten war immer noch dackelausbruchsicher und so konnte Blanca sich überall aufhalten.

 

Als ich eine Zeitlang im Haus zu tun hatte und später wieder in den Garten ging, rief ich Moritz und Blanca zu mir. Moritz war direkt bei mir, aber Blanca kam nicht. Ich rief und fing an zu suchen. Jedes Fleckchen Erde und hinter jedem Strauch wurde alles abgesucht. Ich rief die Kinder herbei, damit sie mithalfen zu suchen. Aber es war wie verhext. Der kleine Welpe war spurlos verschwunden.

 

Nun erweiterten wir die Suche auf die Nachbargärten. Aber auch hier war der Hund nicht auffindbar. Ich klingelte bei allen Nachbarn und fragte, ob sie den Welpen gesehen hätten. Ich war sehr aufgeregt und hatte große Angst, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte.

 

Von einer Nachbarin erfuhr ich, dass sie eine Frau gesehen hätte, die einen kleinen blonden Hund mit sich führte. Sie kannte die Frau, da diese in dem nahe gelegenen Reitstall öfter gesehen wurde. Ich rannte schnurstracks zu dem Reitstall und sah tatsächlich die kleine Blanca bei der Frau.

 

Ich war total wütend und aufgeregt und fragte sie, wie sie zu diesem Hund gekommen sei. Sie sagte darauf hin, dass ihr Hund gerade gestorben sei und sie es als Schicksal angesehen hätte, dass ihr nun dieser kleine Welpe praktisch wie vom Himmel gefallen sei.

 

Ich weiß nicht mehr, was ich darauf erwiderte. Jedenfalls nahm ich die kleine Blanca sofort in meine Arme und überglücklich, dass ihr nichts zugestoßen war und ich sie doch so schnell wieder gefunden hatte, kehrten wir wieder nach Hause zurück.

 

Später hatte ich sogar den Verdacht, dass die Frau den Welpen aus unserem Grundstück gelockt haben musste. Denn bei einem Kontrollgang durch den Garten waren keinerlei Ausbruchspuren zu entdecken.

 

Für die kleine Blanca fand sich bald eine nette neue Familie. Am liebsten hätte ich sie ja behalten, aber leider sind Wunsch und Wirklichkeit nicht immer konform.